Erich Dickenmann feierte am 3. September 2021 mit Geschäftspartnern, Freunden und Baumschul-Kollegen das 50-jährige Firmenjubiläum. Es ist ein doppeltes Jubiläum, denn vor 25 Jahren gründete er mit dem Biologen Pavel Beco die Robustplant GmbH, mit gleichzeitiger Übernahme der Sortenschutz-Rechte für schorfresistente Apfelsorten aus Střížovice, UEB (Tschechien). In seiner Begrüssungsrede berichtete Erich Dickenmann von einigen Meilensteinen seines Unternehmens. Dazu gehört z. B. die Einführung resistenter Obstsorten mit Marktpotenzial sowie neuer, frosttoleranter Obstunterlagen. Nach jahrzehntelangen Versuchen mit Apfelunterlagen habe seine Baumschule viele Erfahrungen gesammelt und diese ausgewertet. «Aus diesem Grund haben wir einige Unterlagen ersetzt und die Besten ausgewählt. Damit ist das ganze Wachstumsspektrum abgedeckt, von schwach- bis starkwachsend.» Er entschied sich früh für Columnar-Bäume (Säulen-Bäume), die sich für die Mostobstproduktion eignen. Besonders freut es Dickenmann, dass sein Sohn Dario (er schloss vor zwei Jahren die Ausbildung Obstfachmann EFZ ab) und seine Tochter Lucy (Jura-Studentin) in seine Fussstapfen treten und im Betrieb mitarbeiten. Im Titelbild zu sehen sind Erich Dickenmann, seine Frau Mira, Tochter Lucy und Sohn Dario.
Resistenzen im Fokus
In einer Videobotschaft gratulierte Klaus Gersbach (Fructus-Gründungsmitglied und ehemaliger Präsident) und würdigte Dickenmanns Beitrag zur Förderung des Schweizer Obstbaus: «Sein Einsatz für die Erhaltung einer breiten Biodiversität beim Obst sowie die Förderung von robusten, gesunden, ertragreichen Sorten schaffen Win-Win-Situationen für Handel, Direktvermarkter und Konsumenten.»
Erich Dickenmanns Augenmerk richtet sich auf die 2018 eingeführte Sorte Bonita (UEB I-406/1, Kreuzung aus Topaz x Cripps Pink), die er als «neuen Stern am Apfelhimmel» bezeichnet. Rolf Kolb, Obstproduzent aus Engishofen (TG), kultiviert Bonita seit zwei Jahren auf einer Fläche von einer Hektare. Ihn überzeugt der hohe, regelmässige Ertrag und ihre guten Lagereigenschaften. Ausserdem sei sie resistent gegen Schorf und wenig anfällig für Mehltau sowie feuerbrandrobust. Radek Cerny, Obstzüchter vom botanischen Institut der Wissenschaften in Prag, blickte auf über 25 Jahre der Zusammenarbeit zurück. Er veranschaulichte, wie langwierig Züchtungsprozesse sind: Die Züchtung der Sorte Bonita überdauerte fast acht Generationen. Diese habe sich vor allem im IP-Anbau bewährt und nicht nur im BIO-Bereich. Cerny zeigte auf, dass der Verkauf von Columnar-Bäumen in der Schweiz noch im kleinen Prozentbereich liegt. Er ist überzeugt, dass mit Sorten wie Rumba, Lambada und weiteren Neuzüchtungen, die auf dem Niveau der besten Tafeläpfel mithalten können, die Nachfrage steigen wird. Über 50 % der weltweit bisher gepflanzten schorfresistenten Sorten stammen aus dem Züchtungsinstitut in Prag.
Virus- und Phytoplasmentestung
Markus Bünter, Leiter Forschungsgruppe Pflanzenschutzdienst Agroscope, absolvierte 1998/99 ein Weiterbildungsjahr auf dem Betrieb von Erich Dickenmann. Über die alljährliche Kontrolle der Anlagen in Ellighausen bezüglich der Virus- und Phytoplasmenüberwachungen blieb er mit dem Firmengründer bis heute in Kontakt. Bünter berichtete von der Obstgehölz-Zertifizierung und der Bedeutung des Nuklearstocks für Obstgehölze bei Agroscope in Wädenswil. Dort gedeihen rund 140 Apfelsorten (von Ariwa bis Wehntaler Hagapfel), 40 Birnen-, 45 Kirschen- und 30 Zwetschgensorten, 5 Quitten- und 18 Aprikosensorten sowie eine Pfirsichsorte. Die sogenannte Sortengruppe, ein Gremium bestehend aus je drei Vertretern der Branchenverbände Jardin Suisse und Schweizer Obstverband sowie drei Vertretern von Agroscope, entscheidet jährlich über die Annahme oder das Eliminieren von Obstsorten aus dem Nuklearstock. Gesuche zur Aufnahme von Obstsorten kommen von Baumschulen, Züchtern, Sortenliebhabern und weiteren Obst-Interessierten. Bevor eine Obstsorte in den Nuklearstock aufgenommen wird, hat sie lange Züchtungsarbeiten, Sortenbewertungen auf dem Feld und im Lagerhaus sowie die Testung auf Virus- und Phytoplasmenfreiheit im Labor, im Gewächshaus und in der Baumschule mit Zeigerpflanzen hinter sich. Verfahren, die Virus- und Phytoplasmenbefall aufzeigen, dauern beim Kernobst mindestens drei und beim Steinobst zwei Jahre. Liegt Virus- oder Phytoplasmenbefall vor, wird die Pflanze durch eine Wärmebehandlung von den Mikroorganismen befreit. Erst nach erneuter, erfolgreicher Virus- und Phytoplasmentestung sowie Sortenechtheitsprüfung dürfe sie in den Nuklearstock gepflanzt werden und als Ausgangsmaterial für die Vermehrung von anerkannten, zertifizierten Obstbäumen dienen, so Bünter.