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Belgischer Birnenspezialist setzt auf Klimaneutralität

Mark Nickmans führt im belgischen Halen einen Birnenbetrieb, der auf eine klimaneutrale Produktion abzielt. Zusätzlich zur eigenen Ernte verpackt und lagert er fast die doppelte Menge an Birnen für Dritte. Ein Einblick in einen familiengeführten, zukunftsorientierten Bauernbetrieb aus Europas grösstem Birnenexportland.

Artikel von:
Kirstin Müller
LID
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 09 / 2024 , S. 27

Im Rahmen des belgischen Ratsvorsitzes in der Europäischen Union organisierte der belgische Agrarjournalistenverband eine Exkursion mit Besuchen auf verschiedenen Bauernhöfen. Halen, eine belgische Kleinstadt im Westen der Provinz Limburg, liegt zwischen Brüssel und Maastricht. Dort führt Mark Nickmans einen 27 Hektar grossen Obstbaubetrieb, dessen Hauptkultur die Birnensorte Conference ist.

Die Zeichen stehen auf Wachstum

Der 55-jährige Obstbauer absolvierte sein Gartenbaustudium in Gent, ehe er den elterlichen Hof übernahm. Seine Grosseltern führten einen gemischten Betrieb mit Viehzucht, Ackerbau und Schweinehaltung. Als Nickmans Eltern das Ruder übernahmen, entschieden sie sich, die Schweinezucht einzustellen und sich auf Milchwirtschaft und Ackerbau zu konzentrieren.

Im Jahr 1984 beschlossen sie den Einstieg als Birnenproduzenten zunächst auf einer Hektare. Der Ausbau erfolgte behutsam. Jahr für Jahr wurden weitere Reihen gepflanzt, bis schliesslich die Viehzucht eingestellt wurde. Mark Nickmans übernahm den Betrieb und fokussierte sich ausschliesslich auf den Birnenanbau. Gemeinsam mit seinem Bruder Erik, dem Angestellten Carlo Loozen und saisonalen Arbeitskräften aus Rumänien bewirtschaftet er den Hof. Selbst die Eltern sind noch am Sortierband tätig. Nickmans’ Tochter Marit wird im nächsten Jahr in das Unternehmen einsteigen.

Mitglieder der Familie Nickmans in einer ihrer Birnenanlagen. (© K. Müller, LID)

 

Ausbau der Infrastruktur

In den vergangenen Jahren ist die betriebliche Infrastruktur mit der Ausdehnung des Anbaus kontinuierlich gewachsen. Kühlhäuser, eine Wasch- und Verpackungsstrasse sowie eine computergesteuerte Sortieranlage wurden errichtet. Zusätzlich schlossen sie jüngst einen Bewirtschaftungsvertrag über 3.5 ha ab. Die Zeichen stehen auf Wachstum.

Der Betrieb erntet jährlich rund 1350 t Birnen, die alle von Hand gepflückt werden. Laut dem Birnenproduzenten gestaltet sich der Anbau von Äpfeln definitiv einfacher. Der Birnenanbau erfordert den passenden Standort, wobei Boden und Klima entscheidend sind. Optimal für Birnen sind sandige Lehmböden oder lehmige Sandböden, da sie eine gute Drainage bieten und gleichzeitig ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffe speichern können. «Man muss etwa 50 000 kg/ha ernten. Liegt man darunter, lohnt sich die Produktion nicht», sagt Nickmans.

Zu Beginn war es eine immense Herausforderung. Die skeptischen Blicke der Nachbarn, die 40 ct/kg, die gerade einmal die Hälfte der Kosten deckten, waren nicht die einzigen Unwägbarkeiten. «Wir hielten durch und glaubten an unser Produkt. Aktuell erhalten wir 1.20 €/kg. Ein sehr gutes Jahr», so Nickmans. Zum Vergleich: 60 bis 70 ct ist der Durchschnittspreis auf zehn Jahre gesehen. «Wir profitieren einerseits von der miserablen Ernte in Italien in dieser Saison, andererseits werden wir für unsere gute Qualität belohnt.»

Birnen gehen an Grosshändler

Nickmans liefert seine Früchte an den Grosshändler Vergro, der die Vermarktung übernimmt. Vergro handelt jährlich mit 140 000 t Produkten, wovon 78 000 t Obst sind, und das in 25 verschiedenen Ländern. Nickmans verpackt rund 1200 t Obst für das Handelsunternehmen.

Warum kein Bio?

Auf die Frage, warum er nicht auf Bio setzt, antwortet Mark Nickmans: «Was ist wichtiger? Bio oder der ökologische Fussabdruck?» Für ihn steht Letzteres im Vordergrund. Seine Vision: eine klimaneutrale Produktion. Alles ist darauf ausgerichtet.

Die Lagerung der Früchte umfasst Kapazitäten für 2300 t Birnen, aufgeteilt auf 21 Kühlhäuser. Davon sind 14 ULO-Zellen (Ultra Low Oxygen), eine Lagertechnik, bei der der Sauerstoffgehalt knapp über der für die Aufrechterhaltung der biologischen Reifeaktivität erforderlichen Mindestgrenze gehalten wird. Dadurch wird die Reifung der Früchte verlangsamt. Der Bau weiterer Lagerräume ist für dieses Jahr in Planung.

Klimaneutral – aber wie?

Die Kühlhäuser nutzen die Energie von 790 Sonnenkollektoren. Die Wärme, die durch die Wärmerückgewinnung der Kühleinheiten entsteht, wird in einen Pufferspeicher geleitet, der zur Beheizung des Hauses verwendet wird. Das Kältemittel der Kühlhäuser wurde von dem klimaschädlichen Freon auf Ammoniak umgestellt. Die Nickmans haben die gesamte Beleuchtung auf LED umgestellt, was eine Einsparung der Energiekosten von über 50 % bedeutet.

Um sparsam mit Wasser umzugehen, wurde auf 90 % der Anbauflächen eine Tröpfchenbewässerung installiert, was zu einer Wassereinsparung bis zu 40 % führt. Das gesamte Regenwasser der Dachflächen wird gesammelt und für Reinigungsarbeiten, Besprühen oder zum Sortieren der Früchte verwendet. Fahrzeuge wie Stapler und Autos sind batteriebetrieben.

Im vergangenen Jahr wurde Nickmans als Finalist für den «De Klimaatkoploper» (Klimaführer)-Award des belgischen Bauernverbands Boerenbond nominiert. Sein Betrieb zählt zu den fünf Unternehmen, die für ihre besonders nachhaltige Produktion ausgezeichnet wurden. Untersuchungen des Boerenbond, basierend auf Studien der Universität KU Leuven und des Forschungsinstituts für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung (ILVO), haben ergeben, dass der flämische Birnenanbau von Mark Nickmans klimaneutral ist. Die CO2-Emissionen, die durch die Maschinen auf dem Feld und die Kühlhäuser während der Lagerung verursacht werden, sind geringer als die Speicherung von Kohlenstoff im Holz und im Boden, so das Ergebnis der Untersuchungen.

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