Der erste Steillagen-Vollernter der Schweiz

Der neuartige Steillagen-Vollernter CH 500 erntet nicht nur gründlich und zum optimalen Zeitpunkt, er braucht auch weniger Zeit für eine Hektare. Dani Grab vom «Team Grab» in Andelfingen hat sich den Giganten angeschafft und bietet damit seinen Kundinnen und Kunden eine neuartige Dienstleistung.


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Es rattert und knattert, wenn der nagelneue Steillagen-Vollernter zwischen den Reben am Buchberg (SH) seine Bahnen zieht. Dani Grab erklärt die Eigenheiten dieses Novums: «Der CH 500 erntet nicht nur im 75 % abfallenden oder steigendem Gelände, sondern auch bei Terrassen-Anlagen in kurzer Zeit grosse Mengen.» Dabei pflückt er fein säuberlich die Beeren von den Rappen, welche nach der Ernte übrigbleiben. Stellt sich die Frage, wie das Traubengut die Ernte übersteht. «Degustationen haben gezeigt», meint Grab, «dass die Weine von maschinell geernteten Trauben sehr gut abschneiden und jener der Handlese ebenbürtig sind.» 

Wie der Gigant funktioniert

Bei der maschinellen Ernte wird die Rebzelle geschüttelt, die reifen Trauben fallen mittels Luftstoss von zwei Ventilatoren auf das Förderband und landen direkt im Tank oder Behälter. Dabei werden Blätter oder trockene Traubenteile (auch Reste, die vom Falschen Mehltau befallen sind) ausgeblasen. Der Metallabscheider erledigt das Übrige und sondert Metallstücke aus, damit Drahtteile etc. nicht in der Presse landen. Die Wintertroller bleiben an der Rebe hängen. 

Für eine Hektare benötigt der Vollernter rund drei Stunden. Die Fahrtgeschwindigkeit beträgt drei Kilometer pro Stunde. Zum Vergleich: Die Handlese für die gleiche Menge würde etwa 140 bis 180 Stunden Arbeit bedeuten. Mit Hilfe von Scheinwerfern und den vier eingebauten Kameras kann zu jeder Tages- und Nachtzeit gearbeitet werden. Der Fahrer steuert mittels den vier Kameras. Die Arbeit ist anstrengend, und die nötige Konzentration der Chauffeure reicht für drei bis vier Stunden am Stück. 
 

 


Abb. 1: Vom Vollernter abgeerntete Reben. 
(© A. Caretta/SZOW)
 

Die unbeliebte Kirschessigfliege

«Insekten und Bodenlebewesen sind von der maschinellen Ernte nicht negativ betroffen, da die Berührungsfläche dank der grossflächigen Raupe auf 1.5 m2 verteilt und der Druck daher klein ist.» Die Kirschessigfliege (KEF) macht der Maschine allerdings das Leben schwer. Bei hohem KEF-Befall empfiehlt der Fachmann die maschinelle Ernte nicht.  

Der Rebstock wird in der Regel nicht beschädigt. Vorkommen kann es jedoch, dass ein alter Pfahl aus Versehen von der Maschine lädiert wird. Doch halten die eingebauten Stabilisatoren die Pfähle stabil, um die Anlage zu schonen.

Welche Reben geeignet sind

Für die maschinelle Bearbeitung braucht es zwischen den Rebreihen einen Mindestabstand von 1.6 m. Eine grosse Herausforderung für die Maschine ist jedoch Totholz. Deshalb sollten morsche Holzstickel – zum Beispiel in einer alten Anlage – vorgängig mit der Kettensäge abgeschnitten und am Boden liegen gelassen werden. Wenn durch den Schüttelvorgang Holzstickel ins Förderband gelangen, droht es zu zerreissen. Insgesamt sind Metallpfähle den Holzstickeln vorzuziehen.
 

 


Abb. 2: Der Vollernter trennt mit Schüttel­bewegung die Beeren von den Rappen. 
(© A. Caretta/SZOW)
 

Es braucht Schulung

Voraussetzung, um eine solche Maschine steuern zu können, sind ein Tag Schulung (Theorie, Aufbau der Maschine und Praxis), verbunden mit mehreren Trainings. Ebenso muss der Umgang mit dem Traktor und dem Anhänger geübt werden, da sie per Fernbedienung vom Vollernter aus gesteuert werden. Die zwei ersten Tage begleitet ausserdem ein geschultes Ingenieur-Team die Ernte und hilft bei den minutiösen Einweisungen. 

Wartung und Nutzungsoptionen

Die tägliche Reinigung des Vollernters beträgt etwa eine Stunde. Dabei darf nur lebensmittelfreundliches Putzmittel und 
Lebensmittelfett zum Einsatz kommen. «Die Wartung ist in etwa gleich hoch wie bei einem Rebtraktor», betont Besitzer Grab.

Die Maschine kann binnen 30 Minuten zu einem «normalen Rebtraktor» umgebaut werden, um zu mulchen, das Laub zu heften, zu spritzen oder um auszulauben. Der Rauptentraktor meistert Steillagen mit bis 75 % Gefälle, bei schwierigen Bodenverhältnissen, in Terrassenanlagen und in völliger Dunkelheit.

 


Abb. 3: Der stolze Besitzer Dani Grab 
vor dem CH 500. (© A. Caretta/SZOW)
 

Kosten 

Der Dieselverbrauch beläuft sich auf ungefähr acht Liter pro Stunde. Die Lebensdauer seiner Maschine schätzt Dani Grab auf 15 Jahre. Gebaut wurde die stabile CH 500 von der Firma Carl Hoffmann GmbH. Die Investitionsgrösse für die gesamte Steillagenmechanisierung ist beachtlich. Da der Vollernter aber ein Anbauteil ist und die restlichen Komponenten anderweitig eingesetzt werden können, muss die Kalkulation entsprechend angepasst werden. 

Dani Grab hat mit der Vermietung und Bedienung seines Steillagen-Vollernters erst vor Kurzem begonnen. Gemäss eigener Aussage ist er mit der momentanen Auftragsauslastung zufrieden.

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