Temperaturen um den Gefrierpunkt können den Reben im Frühling gefährlich werden, besonders dann, wenn es tagsüber mild ist und der Austrieb bereits begonnen hat. Schon leichte Minustemperaturen reichen aus, um massive Schäden anzurichten: Spätfröste oder auch Strahlungsfröste können die jungen Triebe so stark schädigen, dass Totalschäden nicht auszuschliessen sind. Um dem entgegenzuwirken, werden in frostgefährdeten Regionen Frostruten eingesetzt.
Risikominimierung dank Frostruten
Frostruten sind die wohl einfachste und kostengünstigste Präventionsmassnahme gegen Frühlingsfrostschäden. Die Ertragssicherheit wird erhöht, nicht nur wegen allfälligen Frostereignissen, sondern auch beispielsweise bei Bruch durch die Biegearbeit beim Binden. Durch das Stehenlassen der Frostruten wird der Austrieb gehemmt respektive verzögert und es kann über die kritische Phase der Spätfröste helfen.
In den letzten Jahren haben Frostruten infolge der Klimaerwärmung an Bedeutung gewonnen. Nach dem Austrieb und mit wärmeren Temperaturen werden Frostruten entfernt. Dies sollte nicht zu früh, aber auch nicht zu spät erfolgen. Beim zu frühen Rückschnitt besteht weiterhin die Gefahr von Spätfrösten und möglichen Schäden. Werden die Frostruten hingegen sehr spät abgeschnitten, verlieren die Reben teilweise eingelagerte Reservestoffe, die besonders von jungen Stöcken gebraucht werden, was zu einer Depression führen kann. Bei starkwüchsigen Anlagen oder Sorten besteht diese Gefahr weniger und Frostruten können helfen, die Wüchsigkeit etwas zu bremsen.
Darüber hinaus können Frostruten auch zur Kompensation von Schäden durch Knospenschädlingen wie der Erdraupe oder des Rhombenspanners eingesetzt werden. Die nachtaktive Erdraupe ist im Extremfall in der Lage, in wenigen Nächten viele Augen der noch jungen Triebe zu fressen. Sind Frostruten vorhanden, steigt die Chance, dass noch intakte Augen ausschlagen können.
Frassschaden an einer Knospe, verursacht durch Erdraupen. (© R. Müller)
Frostruten jetzt schneiden
Jetzt, Mitte Mai, ist der ideale Zeitpunkt, um sich den Frostruten zu widmen. Die frühsommerlichen Temperaturen lassen die Reben prächtig gedeihen, zudem gibt es momentan keine langfristige Aussicht auf Frost oder Kälteeinbrüche. Wie die kantonalen Fachstellen für Weinbau in der aktuellen Ausgabe der WINZERINFO schreiben, sei die Gefahr der Eisheiligen und Spätfröste gebannt. Somit können etwaige Frostruten nun geschnitten oder – sofern Frostschäden erkennbar sind – angebunden werden. So kann die Rebe ihre volle Energie für den Austrieb nutzen.