Teilnehmende der Fructus-Jubiläums-GV. (© O+W)

Fructus-Jubiläums-GV: 40 Jahre Engagement für die Obstsortenvielfalt

An der Fructus-Generalversammlung von Mitte April in Wädenswil (ZH) blickten die rund 50 Teilnehmenden auf die letzten vierzig Jahre zurück – und voraus auf neue Projekte, 
frische Gesichter und eine vereinte Zukunft.

Artikel von:
Andrea Caretta
Redaktorin O+W
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 06 / 2025 , S. 29

Mit fröhlichem Stimmengewirr und herzlichen «Hallos» begann die Jubiläums-Generalversammlung von Fructus (Abb. 1). Die Gespräche kreisten fast ausschliesslich um Bäume, Sorten, Sortenblätter, Schädlinge oder neueste Entdeckungen. Schon beim Eintreffen war zu spüren, dass sich hier Menschen mit einer gemeinsamen Passion trafen. Man kennt sich, viele bereits seit Jahren und wie schon an der Jubiläumstagung im Januar wurde einmal mehr deutlich: Fructus ist weit mehr als ein Fachverein – es ist eine Gemeinschaft, die verbindet.

Eine Kündigung, zwei Neuanfänge

Nach der offiziellen Begrüssung durch das Co-Präsidium Sonia Petignat und Markus Kellerhals wurden das Protokoll der GV 2024 sowie der Jahresbericht einstimmig angenommen. Mit dem Weggang von Anna Dalbosco per Ende Februar 2025 verabschiedete sich Fructus von einer engagierten Mitarbeiterin, die sich seit 2020 insbesondere in den NAP-PGREL-Projekten verdient gemacht hatte. Jana Daepp (seit 1. April, 40 %) und Bettina Scherrer (ab 1. Mai, 50 %) übernehmen gemeinsam diese Stelle. Daepp wird sich neu um die redaktionelle Betreuung des Bulletins kümmern – mit frischem Wind für die Vereinskommunikation.

Ein ereignisreiches Jahr

Das Vereinsjahr 2024 war reich an Höhepunkten: Winterhöck, GV in Bellinzona, Kulinarik-Exkursion, internationales Pomologentreffen in Bozen/Verdings, Veranstaltungen in der Westschweiz, Obstsortenmarkt im Botanischen Garten Zürich, Öpfel-Tag in Basel, Festessen zur Toggenburger Schafenbirne, Apfelsortenkurs sowie die Teilnahme an der Europom in Alden Biesen (B) zeugen von einem lebendigen Vereinsleben. Auch die Zusammenarbeit mit dem Obstverein Mittelbünden für die Degustationsschachtel «Zoja» war ein voller Erfolg.

Solider Verein

Der Verein steht auf einem soliden finanziellen Fundament und der Revisorenbericht von Sabine Vögeli wurde mit Applaus genehmigt. Auch der Mitgliederbestand zeigte sich – mit 1124 Mitglieder per Ende 2023 und 1118 per Ende 2024 – als stabil.
Neu in den Vorstand gewählt wurden Hanna Waldmann sowie Salisa Ziebart, ebenso wurde der Vorstand abgesehen vom Co-Präsidium turnusgemäss bestätigt. Aktuell setzt sich der Vorstand weiter aus Lorette Kaech, Muriel Hendrichs, Marianne Fritzsche und Peter Enz zusammen. Die Rechnungsrevision bleibt bei Sabine Vögeli und Thomas Oswald.

Wissen bewahren, Zukunft gestalten

Im fachlichen Teil informierten das Co-Präsidium sowie Projektmitarbeitende über laufende und geplante Fructus-Projekte. Bei den Äpfeln ist die Sortenbeschreibung weit fortgeschritten, bei den Birnen wartet noch manche Herausforderung. Zudem wurden neue Buchprojekte angekündigt. Auch die Spaliergruppe – ein Herzensprojekt, das die Kunst des Spalierbaus weitergibt – soll aufrecht erhalten bleiben, denn diese vereine Tradition, Fachwissen und Ästhetik. Etwas wofür Fructus steht: gelebte Kultur und Pflege alten Wissens.

Ein Bilderrückblick auf 40 Jahre Vereinsgeschichte weckte Erinnerungen – etwa an die einstige Abnahme von Feldobstbäumen zwischen 1951 und 1991, einer der Gründungsimpulse für Fructus. Auch Nüsse waren immer wieder ein Thema.

Nachmittagsprogramm: Staunen, lernen, diskutieren

Am Nachmittag boten vier Info-Points spannende Einblicke: Bettina Hänni von Fructus führte durch die Treibhäuser von Agroscope und informierte über Sortenverifizierung und Anfälligkeitstests (Abb.).

 

Abb.: Bettina Hänni von Fructus kennt sich im Treibhaus von Agroscope aus. (© O+W)

 

Jakob Schierscher von Agroscope erläuterte derweil eindrücklich, wie neue Apfelsorten gezüchtet werden – ein Prozess, der von der Kreuzung bis zur neuen Sorte viel Wissen sowie Geduld erfordert. Gleichzeitig wurden im Pavillon eifrig Apfel- und Birnensäfte degustiert – begleitet von Anna Dalbosco, die mit einem Quiz zum Fachsimpeln einlud.

Im Hörsaal der ZHAW begann Lukas Bertschinger von der Müller-Thurgau Stiftung seinen Info-Beitrag über den Forscher, Pionier und ersten Direktor der damaligen Forschungsanstalt Wädenswil mit einer Frage: «Wisst ihr, wer Hermann Müller-Thurgau war?» In seinen Ausführungen zeigte Bertschinger unter anderem ein Gruppenfoto aus dem Jahr 1893 – aufgenommen am selben Ort, wo die Fructus-GV stattfand. Ein Moment, in dem viele ehrfürchtig zur alten Villa hinüberblickten. Wer wird wohl in 132 Jahren an diesem Ort wirken?

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