Gemäss einer aktuellen Medienmitteilung von Fruchthandel haben die meisten europäischen Länder ihre ursprünglichen Ernteschätzungen laut der World Apple and Pear Association (WAPA) nach unten korrigiert. Besonders Frankreich, Italien und Spanien erwarten geringere Erntemengen. Ähnlich sei die Situation in den USA, so wurde auch dort die Ernte nach unten revidiert. Wie Fruchthandel schreibt, wird ein weiteres Problem die Grösse der frischen Äpfel und Birnen sein. Die intensiven Witterungsbedingungen mit Hitzewellen und Dürre im August haben sich negativ auf die Grösse und die Färbung eines Teils der Ernte ausgewirkt, was dazu führen könnte, dass ein grösserer Anteil der Früchte für die Verarbeitung bestimmt wird.
Doch damit nicht genug: Auch der Mangel an Saisonarbeitskräften sei ein Problem, das durch die Coronapandemie verschärft wurde und sich durch den Krieg in der Ukraine noch nicht entspannt hat. Darüber hinaus seien die explodierenden Strompreise und die drohende Energiekrise für Produzenten äusserst problematisch. Gemäss Fruchthandel könnten einige Produzenten gezwungen sein, einen Teil ihrer Ernte nicht zu ernten, um die wirtschaftlichen Nachteile zu vermeiden, die durch die Lagerkosten und den erwarteten Ertrag niedriger ist als die gesamten Produktionskosten.
Diese Faktoren würden ein grosses Problem für die Enderzeugung und die Wettbewerbsfähigkeit der Erzeuger darstellen und seien für Fortbestehen des Sektors bedrohlich, resümiert Fruchthandel.
Die Situation in der Schweiz
Doch wie sieht es bei uns aus, drohen uns dieselben Probleme wie im übrigen Europa? Wir haben beim Schweizer Obstverband (SOV) nachgefragt. «Im August sind wir gemäss unserer ersten Ernteschätzung von einer Produktion von 114 500 t Äpfel und 18 500 t Birnen ausgegangen. Gemäss aktuellen Mengennachschätzungen gehen wir von keinen marktrelevanten Änderungen aus», gibt Christian Schönbächler, Kommunikationsverantwortlicher von SOV, Auskunft. Die Hitze habe tendenziell einen Einfluss auf die Kalibergrösse, diese dürfte dieses Jahr etwas kleiner ausfallen. Jedoch habe dies keinen Einfluss auf den Geschmack. Auch erwartet Schönbächler nicht, dass Schweizer Produzierende einen Teil ihrer Ernte nicht ernten würden, um die Lagerkosten zu minimieren.
Während der SOV davon ausgeht, dass sämtliche erforderlichen Saisonstellen besetzt werden können, hält Schönbächler fest, dass die steigenden Stromkosten auch die Schweizer Produzentinnen und Produzenten beschäftigt. Insbesondere bei Lagerung und Verarbeitung sei die Branche von einer sicheren Stromversorgung abhängig. «Die allgemeinen Preissteigerungen für Energie, Pflanzenschutz und Dünger sowie die höheren Aufwände für die Bewässerung sind auch für die Obstproduktion Herausforderungen und führen zu intensiven Preisdiskussionen mit dem Handel», so Schönbächler.
Ob und in welcher Form diese Themen imminent werden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Wir bleiben für Sie am Ball.