Madelyne Meyer: «Das Gender-Marketing ist ein riesiger Markt»

Mit ihrem Buch «Einfach Wein verstehen» wurde Madelyne Meyer über Nacht bekannt. Die Betriebsökonomin und Weinhändlerin aus Aarau ärgert sich insbesondere über das sogenannte Gender-Marketing, also der gezielten, geschlechts­spezifischen Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen.


Autor_Caretta Andrea
Andrea Caretta
SZOW

SZOW: Was wäre anders, wenn Sie ihre Karriere als Mann gestartet hätten? 
Madelyne Meyer: Vermutlich hätte ich weniger Aufmerksamkeit bekommen. In dieser Domäne schaut man bei einer jungen Frau gleich zweimal hin. Auch ein Mann kann unkonventionell über Weine reden, so wie ich es tue. Doch wenn Frauen im Weingeschäft eine Rolle spielen, dann vorwiegend als Sommeliers und nicht als Händlerinnen.
 

Was ist ein typisches Frauenkaufverhalten und wie unterscheidet es sich von den Männern?
Eine gute Frage, die ich am besten mit einem Szenario beantworte: Es kommt ein Mann in den Laden und hätte gerne einen «Aalto», den spanischen Wein. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass wir keinen «Aalto», aber den «Seleccion Especial» im Sortiment führen. Der stammt aus demselben Gebiet, ist ein Nachbar des «Aaltos» und kostet zehn Franken weniger. Normalerweise sagt der Mann: «Nein danke, ich suche eigentlich den besagten Wein.» Und die Frau sagt: «Super, ein Schnäppli.» ...