Nach einem milden und schneereichen Winter erlebte die Schweiz den kältesten Frühling seit über 30 Jahren mit einem landesweiten Mittel von 1.1 °C unter der Norm von 1981 bis 2010.
Diese kalten Temperaturen im Frühling verzögerten den Vegetationsverlauf um etwa zwei Wochen, wodurch das Risiko für Frostschäden wuchs. Tatsächlich traf es diesbezüglich vereinzelte Lagen und Regionen. Die erforderliche Temperatursumme für die Oosporenreife des Falschen Mehltaus war Ende Mai erreicht. Die erste Infektionsperiode war etwas später als das Risiko, das im Prognosemodell von Agrometeo angezeigt wurde.
Der Sommer brachte viel Regen. Durch die Niederschläge nahm die Blattfläche explosionsartig zu, die Infektionsphase hielt an und dehnte sich auf fast einen Monat aus. Spritzfenster für Pflanzenschutzapplikationen waren kaum vorhanden. Zusätzlich befanden sich die Reben zu Beginn der Infektionsphase genau in der sensiblen Blütephase. Diese optimalen Infektionsbedingungen führten zu einem regen Befall auf Blättern und Trauben. Zusätzlich kamen zu dieser prekären Situation mancherorts auch noch massive Hagelschäden dazu (Abb. 1). Mit dem Herbst kam dann das langersehnte schöne Wetter und liess die Trauben reifen und Aromastoffe einlagern. Was noch gesund am Stock hing, tröstete ein wenig über die schwierige Vegetationsperiode hinweg. So konnte eine kleine, aber feine Ernte eingefahren werden.
Das Jahr 2021 war ein aussergewöhnlich schwieriges Jahr und die richtigen Behandlungszeitpunkte gegen die Pilzkrankheiten waren matchentscheidend. Diese Umstände erforderten eine grosse Flexibilität seitens der Betriebe.
Abb. 1: Hagelschaden an Holz und Trauben. (© Agroscope)
Schädlingssituation
Wie schon im Vorjahr ist auch 2021 in den meisten Deutschschweizer Weinbauregionen kein nennenswerter Befall durch beide Traubenwicklerarten bekannt geworden. 2021 konnten in 78 % der überwachten Parzellen Eiablagen durch die Kirschessigfliege festgestellt werden. Weiterhin sind eine konsequente Umsetzung aller vorbeugenden Massnahmen zum Schutz anfälliger Reblagen/Rebsorten mittels engmaschiger Netze und ein zielgerichteter Einsatz von Kaolin die geeignetste Pflanzenschutzstrategie.
Auch dieses Jahr konnte in der Deutschschweiz, insbesondere entlang des Zürichsees, in den Kantonen Schaffhausen und Thurgau sowie in der Nordwestschweiz vermehrt an Schwarzholz erkrankte Rebstöcke beobachtet werden. Die Windenglasflügelzikade (Hyalestes obsoletus), die als wichtigster Überträger der Schwarzholzkrankheit fungiert, konnte dieses Jahr zum ersten Mal im St. Galler Rheintal und in den Bündner Herrschaften nachgewiesen werden. Bis anhin wurden dort aber noch keine symptomatischen Rebstöcke beobachtet. Der Hauptüberträger der Goldgelben Vergilbung, die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus), beschränkt sich bis jetzt auf die Kantone Tessin, Waadt, Wallis und Genf. Neben den drei erst genannten Kantonen wurde dieses Jahr auch zum ersten Mal ein an der Goldgelben Vergilbung erkrankter Rebstock im Kanton Genf vorgefunden. Für beide Vergilbungskrankheiten gilt bislang die Empfehlung, dass befallene Rebstöcke aus der Parzelle zu entfernen sind. Der Japankäfer breitete sich im Kanton Tessin weiter aus. 2021 wurden zehnmal mehr Insekten gefunden als 2020. Neu wurde 2021 auch ein toter Käfer beim Güterbahnhof in Basel gefunden. Eine Kolonisierung nördlich der Alpen kann nicht länger ausgeschlossen werden.
Fazit
Obwohl der Krankheitsdruck von Falschem Mehltau in der letzten Saison gross war, kann vom Vorjahresbefall nicht auf ein vermehrtes Auftreten in diesem Jahr geschlossen werden. Der Befall durch Falschen Mehltau wird wesentlich von der Witterung bestimmt (Abb. 2).
Für die Ermittlung des optimalen Bekämpfungsbeginns empfiehlt es sich, die Rebenentwicklung und die Witterung zu beobachten. Nützliche Hilfestellung zum optimalen Behandlungstermin geben auch die Prognosemodelle, die auf der Agrometeo-Homepage verfügbar sind.
Abb. 2: Falscher Mehltau bei Schrotkorngrösse. (© Agroscope)