Liebe Leserin, Lieber Leser
Sie ist in aller Munde, gehört zu den weltweiten Topthemen und dennoch verstehen nur die wenigsten, was sich hinter ihrem Namen verbirgt. Noch weniger durchschauen wir, was auf uns zukommt. Die Rede ist von der Künstlichen Intelligenz, abgekürzt KI. Als Oberbegriff für eine computergestützte Anwendung, die sich an menschlichen, kognitiven Fähigkeiten orientiert und in der Lage ist, selbstständig zu lernen, stellt sie uns Menschen möglicherweise als Spezies bald in den Schatten. Und das schürt natürlich Ängste. Hört man KI-Experten wie Jürgen Schmidhuber zu, so sind diese Befürchtungen nicht unbegründet. Gemäss seiner Einschätzung wird uns KI schon bald derart überlegen sein, dass sie z.B. in Klimafragen Entscheide fällen wird, um zu retten, was noch zu retten ist. Der Schritt zur dystopischen Frage, wie KI mit uns als Gattung verfahren wird, ist klein und keine Science-Fiction mehr.
Doch bleiben wir realistisch: Gerade die zeitaufwendigen, aber maschinell durchführbaren, repetitiven Arbeiten in der Landwirtschaft wären gleichsam prädestiniert für KI. Ebenso können Algorithmen helfen, um den besten Pflanzenschutz zu definieren, den richtigen Erntezeitpunkt zu bestimmen, die Früchte gegen Schädlinge oder Krankheiten zu wappnen. KI könnte hier tatsächlich helfen, Abläufe zu optimieren. Vielleicht sollten wir daher offenbleiben und das Neue nicht gleich verteufeln, zumal jeder Handybesitzer oder jede Bankkundin schon längst an der Leitschnur von Algorithmen hängt.
Dennoch stellen sich auch kritische Fragen. Wird uns KI als Teil des Problems oder als Teil der Lösung sehen? Und wie soll eine Welt aussehen, die nach KI-Algorithmen funktioniert? Hätte so eine Welt auch Platz für Emotionen, die z.B. bei einem herrlichen Glas Wein, einem süssen Apfel, einer delikaten Beere oder einem tiefgründigen Brand entstehen? Hoffen wir, dass KI auch diesbezüglich lernfähig ist.
Viel Vergnügen mit der neuen «Obst+Wein», die garantiert KI-frei ist.
Ihr
Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein