Editorial

Lost in the jungle

Artikel von:
Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 04 / 2025 , S. 3

Liebe Leserin, lieber Leser

Es war wohl im Mute eines fast jugendlichen Eifers, dass wir von Anfang an die Idee unterstützten, dem Universalgelehrten Hermann Müller-Thurgau – 175 Jahre nach seiner Geburt – ein ganzes Jahr zu widmen. Nicht, dass wir es bisher bereuten, aber ehrlich gesagt rauchen uns manchmal die Köpfe und wir fühlen uns ab und an verloren im Dschungel! Was dieser Mensch in seinem langen Leben an Schriften, Artikeln, Erkenntnissen und Lehren hinterlassen hat, zeugt einerseits von einer ungemeinen Schaffenskraft, aber auch von einem sehr kleinen Angebot an Freizeitaktivitäten…

Ähnlich wie andere Zeitgenossen (z. B. Carl-Gustav Jung oder Rudolf Steiner) war Müller-Thurgau wohl von früh bis spät seinen Forschungen verpflichtet und spornte darüber hinaus unzählige Jünger und Jüngerinnen an, es ihm gleich zu tun. Nur schon die stichwortartige Durchleuchtung der Jahrgänge unserer Zeitschrift seit seinem Amtsantritt in Wädenswil 1891 hinterlässt den unbestreitbaren Eindruck, dass die Wissenskurve damals steil nach oben führte. Die Folge war eine Stabilisierung der Einkommensverhältnisse breiter Kreise, die in der erweiterten Landwirtschaft tätig waren. Gleichwohl waren damit nicht alle Probleme gelöst, aber kraft eines wissenschaftlichen Denkens konnten diese systematisch angegangen und erforscht werden. Nur so war es möglich, dass im Sog von Müller-Thurgau bahnbrechende Erfindungen und Entwicklungen entstanden, die weltweit für Aufsehen sorgten. Auch die Entdeckung des Trichloranisols (TCA) als Ursache des leidigen Zapfengeruchs gehört hier dazu. Ebenso die Aufklärung über weitere Fehler und was ihr Hintergrund ist. Ganz im Geist des eifrigen Forschers stellt Jonas Inderbitzin eine ganze Palette von sensorischen Fehlern plastisch vor und berichtet über die Zusammenhänge («Sensorische Produktfehler erkennen und verstehen»). Im Rahmen des Müller-Thurgau-Jubiläums ist Jacqueline Achermann ins Archiv gestiegen und durchleuchtete die Geschichte der TCA-Entdeckung («Verkorkte Tatsachen – dem TCA auf der Spur»). Damit beweisen wir wieder mal: Aus (Wein-)Fehlern kann man lernen, was im übertragenen Sinne auch Auswege aus dem Dschungel bietet.

Ihr

Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein

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