Merlot ist eine Rebsorte, die ursprünglich aus dem Südwesten Frankreichs stammt. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Schweizer Weinbaugebiete südlich der Alpen (Tessin und Mesolcina) eingeführt. Heute dominiert sie die Rebberge in dieser Region mit einem Anteil von 78 % der Weinanbaufläche. Die Merlot-Anbauflächen sind in der Schweiz in den letzten dreissig Jahren stetig gewachsen. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die Ausbreitung auch in die Weinberge nördlich der Alpen zurückzuführen, die durch die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte begünstigt wurde.
Auswahl der Testkandidaten
Bereits 1955 wurde im Tessin damit begonnen, die Vielfalt von Merlot-Klonen zu erforschen und zu erhalten. Ergänzt durch zusätzliche, in Tessiner Baumschulen gefundene Klone wurden 1959 in Mezzana und 1970 auf dem Agroscope-Versuchsbetrieb in Cugnasco Sammlungen eingerichtet. 2004 wurde auf dem Agroscope-Versuchsbetrieb in Gudo (TI) ein Versuch eingerichtet, bei dem fünf Schweizer Klone – vier von Agroscope im Tessin gezüchtete Klone und ein Klon der Rebschule Andreas Meier, Würenlingen (AG) – mit vier französischen und zwei italienischen Referenzklonen während mehreren Jahren verglichen wurde.
Vergleich der Klone
Im Versuch wurden die agronomischen und önologischen Eigenschaften der verschiedenen Klone auf dem Agroscope-Versuchsbetrieb in Gudo untersucht und verglichen. Es wurden zahlreiche Kontrollen durchgeführt. Sie betrafen Parameter im Zusammenhang mit dem Produktionspotenzial, vegetativen Aspekten sowie analytischen Eigenschaften von Most und Wein, die auch durch sensorische Analysen ergänzt wurden. Die Ergebnisse dieses Versuchs zeigen, dass alle in der Schweiz ausgewählten Klone sehr gute agronomische Eigenschaften aufweisen. Von den durch Agroscope gezüchteten Klonen zeigten insbesondere RAC 19 und RAC 77 ein qualitatives Potenzial, das mit den besten französischen Referenzklonen vergleichbar ist. Die fünf untersuchten Schweizer Klone werden derzeit über die nationale Zertifizierung verbreitet.