Neuheiten im Beerenbau

Obwohl ausländische Beerenprodukte bezüglich Rückständen von Pflanzenschutzmitteln schlechter als einheimische abschneiden, ist das Problem auch für inländische Produzenten ein nicht zu unterschätzendes Thema. Ungeachtet der Tatsache, dass derzeit mehr Pflanzenbehandlungsmittel verschwinden als neue hinzukommen, braucht es gezielte Strategien. Parallel dazu entwickelt sich bei den alternativen Behandlungsmitteln und Bio-Aktivatoren eine erstaunliche Dynamik.


Max Kopp
INFORAMA Oeschberg

Beerenfrüchte geniessen einen hohen Stellenwert bei den Konsumenten. Gleichzeitig werden unsere Abnehmer konfrontiert mit Themen wie Mehrfachrückstände und Pflanzenschutzmittel-Rückstände im Wasser. 

Beanstandungen auf tiefem Niveau

Das SwissGAP Rückstands-Monitoring bestätigt, dass im Rahmen der Warenkontrollen vereinzelt Rückstände, Mehrfachrückstände und selten Höchstwert-Überschreitungen zu beklagen sind. 2018 liessen SwissGAP-Betriebe insgesamt 1752 Kartoffel-, Gemüse- und Fruchtproben untersuchen. Davon waren 40 % Import- und 9.1 % biologische produzierte Produkte. Gesamthaft mussten 99 Proben (= 5.7 %) beanstandet werden. Mehrfachrückstände wurden in 63 Proben (= 3.6 %) gefunden. Die restlichen Beanstandungen entfielen auf Überschreitung des Höchstwerts und/oder für die Kultur nicht zugelassene Wirkstoffe. Die untersuchten Proben inländischer Produkte schnitten insgesamt besser ab als die Proben importierter Ware.

Förderung der Vitalität und Ausnützung der indirekten Massnahmen

Jeder Produzent will Produkte höchster innerer und äusserer Qualität abliefern. Aus diesem Grund sind Kenntnisse zur Förderung einer möglichst guten Vitalität der Pflanzen sowie über Entwicklungsstadien von Schädlingen und Krankheiten in Verbindung zu den herrschenden Witterungsbedingungen von grösserer Bedeutung als die kurzfristige Wahl eines Pflanzenbehandlungsmittels. Vielfach ist Krankheits- und Schädlingsbefall eine Reaktion auf gestresste Pflanzen mit ungenügender Vitalität und Widerstandskraft.

Gezielte Strategie für den Mitteleinsatz

Wenn punktuell der Einsatz von Pflanzenbehandlungsmitteln unumgänglich ist, steht die Wahl des geeigneten Produkts, im richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Dosierung und bestmöglich appliziert im Vordergrund. Die Strategie «mehr ist besser» hat ausgedient. In Zeiten von Wirkungsverlusten bei Insektiziden (z. B. Spinnmilben, Thripsen) und Fungiziden (z. B. Botrytis) sowie von unerwünschten Mehrfachrückständen in den verkaufsfertigen Produkten steht die gezielte Strategie im Vordergrund. 

Farbcodes erleichtern die Wirkstoff-Strategie

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die in der «Pflanzenschutzmittelliste Beeren 2020» eingefügten Farbcodes (s. Link am Ende des Artikels) bei der Wahl der Strategie primär berücksichtigt werden. Die maximal anwendbare Anzahl Behandlungen bezieht sich nämlich auf alle Produkte desselben Farbcodes. Das gilt sowohl bei den Fungiziden als auch bei den Akariziden.

Neue Produkte beziehungsweise erweiterte Bewilligung

  • NeemAzal-T / S (diverse Handels-Produkte): ein biologisches Insektizid für Ribes-Arten (Johannis-, Stachelbeere und Cassis) und Holunder gegen Blattläuse (Röhrenläuse), in einer Dosierung von 0.3 % und einer Wartefrist von sieben Tagen.
  • Acquinocyl (Kanemite): in Him- und Brombeeren gegen Gallmilben, inkl. Himbeerblatt- und Spinnmilben, in einer Dosierung von 0.125 % ausschliesslich als Nacherntebehandlung. Die Zulassung dieses Akarizids ist besonders wertvoll, weil es einer anderen Wirkstoffgruppe angehört als die anderen einsetzbaren Produkte.


Neben den beiden Neuerungen stehen auf der Liste «Pflanzenschutzmittel mit besonderem Risikopotenzial» neunzehn weitere Wirkstoffe, die im Beerenbau mit hoher Wirkungssicherheit als bedeutende Bestandteile einer Anti-Resistenz-Strategie eingesetzt werden (Anhang 9.1 des nationalen Aktionsplans Pflanzenschutz).

Mikroorganismen gegen Krankheiten

Ein Lichtblick stellt die Liste der im Beerenbau bewilligten lebenden Organismen (Amylo-X, Prestop u.a.) dar, deren Umfang mindestens quantitativ zunehmend ist. Mittlerweile stehen wirkungsvolle Nützlinge gegen Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben und z. T. Thripse sowie Mikroorganismen gegen Krankheiten wie Botrytis zur Verfügung, ergänzt mit den bewilligten Stimulatoren der natürlichen Abwehrkräfte (Vacciplant u.  a.). 

Pflanzenbehandlungsmittel Liste 2020

Auch dieses Jahr hat Agroscope die aktuell bewilligten Pflanzenbehandlungsmittel in der Liste 2020 zusammengefasst und publiziert. Die Liste ist im Mitgliederbereich von www.swissfruit.ch sowie auf der Homepage von Agroscope verfügbar.

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