NoLo-Getränke: Wachstumsperspektiven in der Schweiz

Der Weinkonsum ist weltweit rückläufig, auch der Schweizer Markt widerspiegelt diesen Trend. Doch ein neues Produktsegment gewinnt in den letzten Jahren an Beliebtheit. Es handelt sich um Getränke mit niedrigem Alkoholgehalt oder ohne Alkohol (NoLo), zu denen auch Produkte auf Weinbasis gehören können.

Artikel von:
Alexandre Mondoux
Fachhochschule Changins (HES)
Candice Devaud und Roxane Fenal
Fachhochschule Changins (HES)
Olivier Viret
Direction générale de l’agriculture, de la viticulture et des affaires vétérinaires (DGAV)
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 17 / 2024 , S. 22

Der weltweite Weinkonsum, über alle Kategorien und Märkte hinweg, ist insgesamt rückläufig und nimmt seit 2018 durchschnittlich um 2 Mio. hl Wein pro Jahr ab (OIV 2023). Im Gegensatz dazu verzeichnet der weltweite Konsum von Schaumweinen seit den 2000er-Jahren einen starken Anstieg, mit einem Wachstum von + 57 % zwischen 2002 und 2018. Innerhalb der Schaumwein-Kategorie taucht nun ein neues Segment auf: alkoholfreie oder alkoholarme Schaumweine. Dieses Segment reiht sich in den breiteren Trend von Getränken mit oder ohne Alkohol ein, die in den letzten Jahren ein starkes Wachstum verzeichneten und unter dem Akronym «NoLo» (No/Low alcohol) zusammengefasst werden. Zu den NoLo-Produkten gehören Biere, Cidre, Spirituosen, Fertiggetränke (RTD) sowie Weine mit einem niedrigen Alkoholgehalt (weniger als 8.5 %) oder alkoholfrei (unter 0.5 %). Zwischen 2021 und 2022 wurde auf den zehn weltweit wichtigsten Märkten ein Volumenanstieg von + 7 % verzeichnet (IWSR 2022). Auch in der Schweiz kommen diese Produkte zunehmend auf den Markt. Im Einzelhandel sind die Mengen derzeit noch begrenzt, aber in den letzten Jahren wurde ein Anstieg der Verkäufe beobachtet.

Konsum und Präferenz von NoLo-Produkten

Das Schweizer Weinmarktobservatorium (OSMV) hat die Verkäufe im Einzelhandel von vier Arten von NoLo im Rahmen einer umfassenderen Studie zu den Entwicklungsmöglichkeiten von Schaumweinen analysiert, um die Marktentwicklungen besser zu verstehen. Zudem wurden mittels einer Umfrage die Veränderungen in den Konsumpräferenzen in der Schweiz erhoben.

Die OSMV-Analyse basiert auf Verkaufsdaten aus dem Einzelhandel von Cocktails auf Basis von Schaumwein, alkoholfreiem Schaumwein (einschliesslich prickelndem Traubensaft), Hard Seltzers (Sprudelgetränke auf Basis von kohlensäurehaltigem Wasser, Alkohol und natürlichen Fruchtaromen) und entalkoholisierten Weinen, die aus dem Nielsen-Panel stammen. Dieses Panel umfasst die sechs grossen Einzelhändler, die in der Schweiz tätig sind (Coop, Denner, Manor, Migros, Spar und Volg). Es ist zu beachten, dass nicht alle NoLo-Produkte in dieser Untersuchung enthalten sind, da der Schwerpunkt auf den Entwicklungsmöglichkeiten von Schaumweinen und deren Derivaten lag. Diese vier Kategorien von NoLo-Produkten machen etwa 3 % des gesamten Weinvolumens (Stillwein, Schaumwein und NoLo) aus, das in den Geschäften des Nielsen-Panels verkauft wird.

Millennials, definiert als Personen, die zwischen Anfang der 1980er- und Mitte der 1990er-Jahre geboren wurden, stellen die wichtigste Altersgruppe für diesen Markt dar. Gesundheitsgründe und Mässigung (gelegentliche Abstinenz) sind laut einer Studie die Schlüsselfaktoren für die Entwicklung von NoLo-Weinen. Drei Viertel der NoLo-Konsumierenden geben an, weiterhin auch alkoholische Getränke zu konsumieren (IWSR 2022).

Um die Präferenzen der Konsumierenden in der Schweiz in Bezug auf Schaumweine und schaumweinbasierte Produkte besser zu verstehen, wurden im April 2024 1141 Personen, die alkoholische Getränke konsumieren, vom Umfrageinstitut M.I.S Trend befragt. Der Fragebogen wurde online an eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung der drei Sprachregionen verschickt, die älter als 18 Jahre ist. Eine Überrepräsentation der Altersgruppe 18 bis 35 Jahre wurde angewendet (46.5 % der Stichprobe).

Entwicklung auf dem Schweizer Markt

Laut der Umfrage trinken 38 % der alkoholischen Konsumenten Cocktails, 12 % betrachten diese als ihr Lieblingsgetränk. Dieser Anteil steigt auf 64 % bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 35 Jahren, während 20 % dieser Altersgruppe niemals Wein konsumieren. Nur 23 % der alkoholischen Konsumenten geben an, niemals schaumweinbasierte Getränke zu konsumieren – ein Prozentsatz, der bei den 18- bis 35-jährigen auf 11 % sinkt. Fast 60 % dieser Kategorie konsumieren diese Produkte mehr als einmal im Monat. Die Gründe für die wachsende Beliebtheit dieser Produkte sind in erster Linie der Geschmack, ein niedrigerer oder nicht vorhandener Alkoholgehalt (jeweils 25 % und 12 % der Befragten) sowie ein niedrigerer Zuckergehalt (21 %). Darüber hinaus ist die Benutzerfreundlichkeit von Fertigcocktails ein weiterer wichtiger Faktor, der 24 % der Befragten anzieht.

Im Einzelhandel (Tab.) verzeichneten die Verkäufe von Cocktails auf Basis von Schaumwein im Jahr 2023 einen Anstieg von 6.4 % im Vergleich zu 2022, wobei mehr als 1 Mio.

 


Tab.: Entwicklung der Verkäufe von NoLo-Produkten im Einzelhandel (Verkaufsdaten 2019–2023: Coop, Denner, Manor, Migros, Volg und Spar). (© OSMV)

 

Liter verkauft wurden, mit einem Durchschnittspreis von 9.52 Fr./L. Hard Seltzer sind seit 2020 im Nielsen-Panel vertreten und wurden eben-falls erfasst. Im Jahr 2023 belief sich das verkaufte Volumen auf 214 000 L bei einem Durchschnittspreis von 8.86 Fr./L. Nur 13 % dieser Produkte wurden in der Westschweiz gekauft. Alkoholfreie Schaumweine und entalkoholisierte Weine repräsentieren fast 2 Mio. verkaufte Liter. Obwohl die Verkaufszahlen von entalkoholisierten Weinen bescheiden sind und etwas weniger als 200 000 L erreichen, von denen 19 % in der Westschweiz verkauft werden, ist ihre Wachstumsrate in den letzten Jahren hoch (+31.8 % zwischen 2022 und 2023).

Getränke auf Basis von Schweizer Schaumweinen

Laut der Analyse der referenzierten Produkte sind Schweizer NoLo-Produkte noch relativ wenig vertreten. Im Einzelhandel wurde beobachtet, dass Schweizer Schaumweine im Vergleich zu italienischen oder französischen Schaumweinen nur sehr geringfügig repräsentiert sind. Die Analyse weist auf ein zunehmendes Interesse an Produkten auf Basis von Schweizer Schaumweinen hin, besonders bei jungen Erwachsenen. Tatsächlich äussern 63 % der 18- bis 35-Jährigen, die an der Umfrage teilgenommen haben, Interesse an Produkten auf Basis von Schweizer Schaumweinen, und ein Drittel antwortet vorsichtig mit «Vielleicht» (Abb.).

 

 

Allgemein zeigt die Mehrheit der Befragten Interesse oder Neugier für diese Produkte. Zudem gaben etwa die Hälfte der Befragten an, dass sie bereit wären, etwas mehr für ein Produkt auf Basis von Schweizer Schaumwein zu zahlen als für ein ausländisches Produkt. Als sie gefragt wurden, welche Formen von Produkten auf Basis von Schweizer Schaumwein sie gern weiterentwickeln würden, antworteten mehr als die Hälfte mit Cocktails (58 %), gefolgt von Wein mit niedrigem Alkoholgehalt, der von 34 % der Befragten genannt wurde. Dieses Interesse an lokalen Produkten, insbesondere unter den jüngeren Generationen, deutet auf eine Wachstumschance für Schweizer Schaumweine hin.

Fazit

  • Der Markt für NoLo-Produkte wächst weltweit.
  • Die Verkäufe von NoLo-Produkten im Schweizer Einzelhandel nehmen zu, jedoch bleiben die Mengen begrenzt.
  • Die Schweizer Bevölkerung, insbesondere die jüngeren Generationen, zeigt Interesse an Produkten auf Basis von Schweizer Schaumweinen.

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