Editorial

Nüchterne Betrachtungen

Artikel von:
Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 06 / 2025 , S. 3

Liebe Leserin, lieber Leser

Es ist ein bisschen so wie beim Hagel. Man weiss, irgendwann wird er kommen, aber man weiss nicht wann. Das (ver-)führt manche zur Haltung, man könne ja sowieso nichts tun, also lebe man weiter wie bisher. Andere schliessen eine Versicherung ab und ärgern sich vielleicht nach zehn Jahren, dass es nie 
gehagelt hat. Wieder andere investieren in ein Hagelschutznetz und haben zwar viel Geld ausgegeben, aber können ab sofort ruhig(er) schlafen.

In unserem Zusammenhang sieht es ähnlich aus. Nur geht es hier nicht um ein punktuelles Phänomen (Hagel), sondern um ein globales. Die Rede ist von der immer deutlicher zu Tage tretenden Tendenz einflussreicher Kreise, den Umgang mit Alkohol in jeder Form und Menge zu verteufeln. Federführend sind hier Funktionäre der WHO, die privat der Guttempler- bzw. Movendi-Bewegung nahestehen. Diese Organisation, die schon im 19. Jahrhundert gegründet wurde, hat eine abstinente Welt zum Ziel. Nach dem einfachen Motto «Alkohol ist eine Droge, ergo muss alles getan werden, damit sie von der Bildfläche verschwindet», scheren sie jede Form des Konsums über den gleichen Kamm. Dass gleichzeitig Abermillionen von Menschen, die alkoholische Getränke herstellen, vertreiben oder verkaufen, ebenfalls geächtet und in die Schublade «Drogendealer» gesteckt werden, scheint diesen sektiererischen Weltver­besserern egal zu sein. Sie haben ein einfaches Ziel vor Augen und verfügen anscheinend über viel Geld und Durchhaltewillen.

Schweizer Winzer, Most- und Destillatehersteller können sich nun wie im einleitenden Beispiel mit dem Hagel verhalten. Die dritte Variante (Schutznetz) ist auch in unserem Fall die aufwendigste, obgleich die beste. Man muss national und letztlich auch international dafür sorgen, dass die Diskussionen vernünftig bleiben. Das kann nur politisch geschehen und hat nichts mit einer Verherrlichung des Alkohols zu tun, sondern mit einer nüchternen Betrachtung des Sachverhalts.

Ihr

Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein

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