Die Eulachhalle in Winterthur ist keine, die in Glanz und Glamour erstrahlt. Vielmehr tritt sie nüchtern zwischen Fussballfeld und Wohnquartier zum Vorschein. Dennoch wählt die Organisation des Festivals, unter dem Patronat von Swiss Wine, genau diesen Ort mit seinen 1600 m² aus. Festivaldirektor René Zürcher erhofft sich, in Winterthur ein neues, urbanes Publikum anzuziehen. Die Messe soll eine Art Pop-up-Weinladen sein, den es in der Stadt Winterthur nicht gibt. Seine Regale sollen «leben» und die Kundschaft soll während der Degustation Informationen über Wein und Weingut erhalten. Vertreten sind alle sechs Weinregionen wie Genf, Waadt, Drei-Seen, Deutschschweiz, Tessin und Wallis. Auffällig: Das Bündnerland glänzt mit Abwesenheit. Wie der Organisator meint, würden sich die Bündner Winzerbetriebe eher in Richtung Lausanne (dem zweiten Austragungsort, der aber mittlerweile sistiert wurde) orientieren und Messen mit kürzerer Zeitspanne bevorzugen.
Spärliches Publikum
Die Winzerinnen und Winzer der jeweiligen Betriebe stehen bereit und präsentieren Flaschen, Etiketten und Bilder ihres Weinguts. Zwei Besonderheiten geben zu reden. Erstens: Der Eintritt ist gratis. Dazu meint René Zürcher: «Wenn man Wein kaufen will und dazu in einen Laden geht, bezahlt man schliesslich auch keinen Eintritt.» Ebenfalls auffallend ist, dass die potenziellen Käuferinnen und Käufer entweder ihr eigenes Glas mitbringen oder sich eines an der Messe ausleihen können. Das ausgeliehene Glas kann danach gekauft oder zurückgebracht werden.
Zu Beginn der Messe sind Besuchende eher spärlich anzutreffen. Die Standbetreiber wirken hinter ihren weissen und gelabelten Bar-Theken noch etwas verloren. Doch wie Luca Zufferey von der «Cave des Bernunes» (VS) betont, ist die Atmosphäre in der Eulachhalle angenehm und die Kundschaft ist in guter Stimmung. Zufferey vermutet, dass dies auch damit zu tun hat, dass die Messe ruhig, mit genügend Platz für die Teilnehmenden und in angenehmer Lichtstimmung gestaltet wurde.
Auch Mike Rudolph von der «Tenuta San Giorgio» (TI) stuft den Standort Winterthur als ideal ein, dennoch hat er festgestellt, dass viele seiner Kundinnen und Kunden nichts von dieser Messe wissen. «Vielleicht könnte man mit Plakaten beim Bahnhof Winterthur oder in der Altstadt auf den Event aufmerksam machen», meint er. Der Mix der anwesenden Kantone, die gute Stimmung der Aussteller und das Niveau der Winzerbetriebe fallen ihm positiv auf. «Insgesamt eine gute Sache», verkündet er, «doch braucht es vermutlich noch zwei bis drei Jahre an Investition, bis der Anlass bekannter sein wird.»
Eine neue Schweizer Wein-Plattform
Festivaldirektor René Zürcher freut sich über die positiven Rückmeldungen seitens der Kundschaft und der Winzerbetriebe. Sein Fazit ist indes klar: «Wir streben keine Messe mit Festbank-Charakter an. Deshalb fokussiere ich mich nächstens voll darauf, ein besseres Besuchermarketing zu erarbeiten, denn es braucht einen Aufbau. Wenn die Winzerinnen und Winzer mir weiterhin Vertrauen schenken, kommt es gut.»
Kommentar von Madeleine Hager am 20. April 2023 um 11:34 Uhr
Sehr schade habe ich von dieser Veranstaltung nichts mitbekommen. Freundliche Grüsse Madeleine Hager