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Rudolf Steiners Blick auf die Landwirtschaft

Der im heutigen Ungarn aufgewachsene Rudolf Steiner war ein überaus produktiver Geist. Er hielt 3500 Vorträge und verfasste als Autor 500 Publikationen. Mit seiner «Anthroposophie», die auf seinen selbstbehaupteten hellseherischen Fähigkeiten basierte, schuf er sich begeisterte Anhänger, aber auch viele Gegner. Die Biodynamie, Steiners Weltsicht auf die Landwirtschaft, war eigentlich nur ein Seitenblick, dürfte aber als eine der vitalsten Hinterlassenschaften gelten.

Artikel von:
Markus Matzner
Chefredaktor O+W
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 13 / 2024 , S. 6
Der österreichische Schriftsteller und Pädagoge Rudolf Steiner (1861–1925) verfasste 1924, also kurz vor seinem Tod, eine Reihe von Vorträgen über die Landwirtschaft. Sie entstanden für eine Tagung in Schlesien (heutiges Polen). Eine Gruppe Grossgrundbesitzer rund um Gutsherr Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk hatte ihn angefragt, weil sie einen abrupten Rückgang der Vitalität auf ihren Feldern und bei der Gesundheit ihrer Tiere feststellten. Der damals in Dornach (BL) lebende Universalgelehrte, der sich zuvor mit spirituellen Weltanschauungsideen und esoterischen Weltinterpretationen einen umstrittenen Namen gemacht hatte, skizzierte in der Folge die Methode der Biodynamischen Landwirtschaft. Sie stellte eine Abkehr von den Prinzipien einer vor allem gewinnorientierten Landwirtschaft dar. Menschen, Pflanzen, Tiere und der Boden seien als ganzheitlicher Organismus zu betrachten, dozierte er. Mithilfe von biodynamischen Präparaten soll der Mensch als Leitfigur und Kontrollinstanz über die natürlichen Prozesse fungieren. Statt auf materialistische und mechanische Zusammenhänge (mit Pestiziden und Düngemittel) zu setzen, soll die Landwirtschaft ...