In den vergangenen Wochen hat der Schweizer Obstverband (SOV) die Vorernteschätzung im Tafelkernobst durchgeführt. Der Branchenverband rechnet mit einer hängenden Apfelernte von 87 660 Tonnen. Das entspricht 86 Prozent der letztjährigen Vorernteschätzung. Stabil oder gar über dem Vorjahr ausfallen dürfte der Ertrag der fünf populärsten Sorten Gala, Golden Delicious, Braeburn, Jazz und Jonagold. In den Regionen Ostschweiz, Zentralschweiz und Genferseegebiet wird mit einem guten Ertrag gerechnet.
Getrübt wird die Schätzung durch die Entwicklungen im Wallis. Die wichtige Tafelkernobstregion erlitt am 24. Juli schwere Hagelschäden. Die Verluste betragen nach ersten Schätzungen rund 48 Prozent des erwarteten Ertrags von 12 500 Tonnen. Aufgrund der Bedeutung des Wallis für die Schweizer Tafelkernobstproduktion erwartet der SOV die geringste Apfelernte der letzten zehn Jahre. Die Fruchtentwicklung ist indes gut, die geernteten Äpfel werden eine hohe Qualität aufweisen.
Durchschnittliches Birnenjahr in Sicht
Insgesamt dürfte die Vorernteschätzung der hängenden Birnenernte ebenfalls unterdurchschnittlich ausfallen und sich mit 11 745 Tonnen 9 Prozent unter der letztjährigen Schätzung (12 969 Tonnen) bewegen. Die Hagelschäden bei Birnen im Wallis belaufen sich auf 1500 Tonnen. Während die Ernte bei den Sorten Conférence und Kaiser Alexander gut bis sehr gut ausfallen dürfte, rechnet der SOV mit einem sehr schlechten Jahr bei Williams und Gute Luise. Die beliebteste Schweizer Sorte Williams dürfte nur 46 Prozent der Menge im Vergleich zum Vorjahr erreichen, bei Gute Luise nur 65 Prozent. Conférence-Birnen können aufgrund der kühl-nassen Frühjahrstagen berostet sein.
Schweiz liegt im europäischen Mittel
Auch auf europäischer Ebene wurden Anfang August die aktuellen Schätzungen publiziert (die O+W berichtete). Prognosfruit rechnet mit einer europäischen Apfelernte von insgesamt 11 410 681 Tonnen. Damit dürfte der Ertrag in den wichtigsten europäischen Produktionsländern um rund 3.3 Prozent zurückgehen. Anders verhält sich der Trend bei den Birnen im Vergleich zur Schweiz: Prognosfruit erwartet in der EU einen massiven Rückgang von 12.9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Rückgang ist insbesondere auf kleinere Ernten in Italien (Überschwemmungen), Frankreich und den Niederlanden zurückzuführen.
Über die SOV-Ernteschätzung
Der Schweizer Obstverband schätzt in Zusammenarbeit mit den kantonalen Beratungsstellen und ausgewählten Stichprobenbetrieben jeweils im Juli jedes Jahres die Kernobsternte. Seit 1986 wird die Bavendorfer Methode angewendet. Die Schätzung basiert auf den drei Elementen Fruchtbehangsdichte, Fruchtgewicht und Produktionspotential der Kulturen. Die Fruchtbehangsdichte wird durch Beobachtung und das Fruchtgewicht durch Berechnung aus dem Fruchtdurchmesser ermittelt. Das Produktionspotential wird aus der Obstkulturenstatistik abgeleitet.