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Würdigung einer Legende

Auch in unseren Breiten war die Traubensorte Elbling weit verbreitet, ehe sie durch andere ersetzt wurde. Welche Rolle sie bis heute spielt, wird im Buch «Roter und Weißer Elbling» von Holger Bagola und Harald Schöffling beleuchtet.

Artikel von:
O+W
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 04 / 2024 , S. 26

Es gibt widersprüchliche Vermutungen über die Herkunft der Traubensorte Elbling. Während Wikipedia bis heute behauptet, dass die Sorte schon von den Römern an die Mosel gebracht und angebaut worden sein soll, deuten neuere DNA-Analysen darauf hin, dass sie als Kreuzung einer «heunischen» und einer «fränkischen» Sorte entstanden war. Fast sicher dürfte der «Weisse Heunisch» als Muttersorte in Betracht kommen, was den Import durch die Römer so gut wie ausschliesst. Fakt ist, dass der Weisse Elbling eine ertragsreiche Sorte war und im Mittelalter daher als Zehntenabgabe hoch im Kurs stand. Berüchtigt war sie einst wegen ihres Säuregehalts, doch weil man damals sowieso jeden Wein mit Wasser verdünnt hatte, konnte er sich dennoch behaupten und dürfte auch wegen des tiefen pH-Werts langlebig (d.h. bakterienresistent) gewesen sein. Der Name geht auf das lateinische «albus» zurück, was «weiss» bedeutet. Der rote Verwandte dürfte eine Mutation sein.

Anfänge am Bielersee

Erstmals wird der Elbling auf einer Hofrechtsliste des Klosters Engelberg (Kanton Obwalden) erwähnt, das im 13. Jahrhundert schon im Besitz eines Weinguts am Bielersee war, das kürzlich wieder vom Kloster zurückgekauft wurde. Dort hiess die Sorte noch Elseser, was auf das nördlich gelegene Elsass referenziert. Später wurde sie auch als Albich bezeichnet und für ihre edlen Trauben gerühmt. Im Laufe der Zeit aber verlor der Elbling seine Wichtigkeit und wurde durch Riesling, Silvaner und später Müller-Thurgau ersetzt. Dennoch erfreut er sich in den letzten Jahrzehnten – nicht zuletzt dank neuer Verarbeitungs- und Keltermethoden – einer wiedererwachten Beliebtheit. Gerade im Sektbereich ist der Elbling eine spannende Alternative.

Der Sorte ein Denkmal gesetzt

In ihrem Buch «Roter und Weißer Elbling» tragen die beiden in Trier (D) beheimateten Autoren Holger Bagola und Harald Schöffling akribisch alles zusammen, was noch über die Geschichte und Verbreitung dieser einst wichtigen Traubensorten zu finden ist. Das Buch wird so zu einem spannenden Kompendium für Freunde alter Rebsorten bzw. für jene, die spezielle Weine suchen. Auch für agronomisch interessierte Spezialisten birgt das Buch eine Fülle von Erkenntnissen, widmet sich freilich hauptsächlich den Verhältnissen an Mosel, Saar und Ruwer und versucht seinen Beitrag zu leisten, dass der Elbling nicht von der Weinlandkarte verschwindet.

Informationen zum Buch

«Roter und Weißer Elbling»

Verlag Geschichte und Kultur
ISBN 978-3-945768-24-2
Preis: € 18.90

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