Seit einem Jahr ist der Zürcher Obstverband mit seinen neuen Strukturen unterwegs. Die ehemaligen Sektionen der Erwerbsobstbauern, Beerenproduzentinnen und bäuerlichen Süssmostern sind nun unter einem Dach mit einer Jahresrechnung. Die verschiedenen Untergruppen sind in zehn Fachbereichen organisiert, die teilweise wieder über einen Leiter und Fachkommissionsmitglieder verfügen. Die Leiter gehören dem Vorstand an. Ende Oktober 2023 zählte der Verband 204 aktive Mitglieder, zuzüglich 18 Ehren- und 105 Passivmitglieder.
«Die neuen Strukturen haben im ersten Jahr gut funktioniert», führte Verbandspräsident Christoph Lamprecht aus (Abb. 1). Er sprach auch von einem erfreulichen Treffen mit Regierungsrat Martin Neukom auf dem Obsthof der Familie Eichenberger. «Ob das Treffen nachhaltig ist, wird sich zeigen», so Lamprecht. Finanziell verzeichnete der Ver-band bei einem Ertrag von 41 500 Franken ein Defizit von 4100 Franken, der dem gut dotierten Eigenkapital entnommen werden kann. Auch für das laufende Jahr rechnet derVerband bei einem Ertrag von 39 000 Franken mit einem Aufwandüberschuss von 9750 Franken. «Mittelfristig muss der Verband eine ausgeglichene Rechnung aufweisen», rief Lamprecht in Erinnerung. Der Gebindepreis für Petflaschen sorgte ebenfalls für Diskussionen. Der Vorstand verweist auf die Verwendung von Bag-in-Boxen, auch um den Kunststoffverbrauch möglichst tief zu halten.
Nach dem ersten Jahr zeigte sich, dass es den Fachbereich IP-Suisse nicht mehr benötigt. «Die IP-Suisse-Obstproduktion ist im Kanton Zürich flächenmässig nicht relevant, sodass es deshalb keine Vertretung mehr im Vorstand braucht», führte Lamprecht aus. Entsprechend folgten die Mitglieder dem Antrag, diesen aufzulösen. Der Fachbereich Kantonsrat, der sich gezielt auf den ehemaligen Kantonsrat Martin Hübscher bezogen hatte, ist in Fachbereich Politik umbenannt worden.
Abb. 1: Christoph Lamprecht hat sein erstes Jahr als Präsident des Zürcher Obstverbands gut gemeistert und zog eine positive Bilanz von den neuen Strukturen. (© R. Müller)
Sinkende Mitgliederzahlen
Der Verband kämpft mit einem Schwund der Mitgliederzahlen. Bei vier Neueintritten verzeichnete man 33 Austritte. Der Mitgliederbestand sank somit per Ende Oktober auf 327. 2023 haben im Kanton Zürich 150 Betriebe mit mindestens 20 Aren 212 ha Obst angebaut. Diese teilen sich in 150 ha Äpfel, 16 ha Birnen, 25 ha Kirschen und 13 ha Zwetschgen und Pflaumen auf. In der Statistik auch enthalten sind u.a. Aprikosen (2 ha), Holunder (1 ha), Kiwi (0.5 ha), Nektarinen und Pfirsiche (0.5 ha), Quitten (1.5 ha) und Walnüsse (1.2 ha). Dabei zeigt die Apfelfläche leicht sinkende Tendenz (–3.5 %). Auch bei den Kirschen nahm die Fläche innert Jahresfrist um 6.2 % ab. Bei den Beeren sind es rund 68 ha Erd- und 40 ha Himbeeren sowie 25 ha Heidel- und knapp 10 ha Brombeeren. Im laufenden Jahr ist im Mai eine grosse Vorernteversammlung für die Beerenproduzenten geplant, am 11. Juni findet der kantonale Qualitätswettbewerb Fruchtsäfte statt und im August die Sommertagung Obst.
Neues vom Schweizer Obstverband
Vom Schweizer Obstverband (SOV) reiste Direktor Jimmy Mariéthoz an (Abb. 2). Er sprach von einer aktuell gesunden Marktsituation und angemessenen Preisen für die Kampagne. «Wir werden zudem die Konsolidierung der Produktionskosten als Basis für die Verhandlungen am Markt und für die Anbauempfehlungen in der Beratung nutzen», so Mariéthoz.
Abb. 2: Jimmy Mariéthoz stellte in Wülflingen ein Projektvorschlag für eine Klimastrategie Obst und Beeren vor, um über die notwendigen Zahlen, Daten und Fakten für eine Klimabilanz zu verfügen. (© R. Müller)
Mit Blick auf die Agrarpolitik 2030 hat sich der SOV bereits klar positioniert. Er konnte einen Sitz in der Arbeitsgruppe AP33 für Spezialkulturen einnehmen. Für den Obstbau wird ein attraktives politisches und rechtliches Umfeld mit möglichst wenig staatlichen Regulierungen angestrebt. Zudem sind Rahmenbedingungen für einen modernen Obstbau und die Verarbeitung zu schaffen. Der Grenzschutz soll als Kernelement erhalten bleiben. «Wir wollen den Obstbau von morgen gemeinsam und eigenständig gestalten», so die Botschaft von Mariéthoz an die Politik.