Zukunftswerkstatt

Die Stakeholder-Plattform der Schweizer Biolandwirtschaft, das Nationale Bioforschungsforum (NBFF), rief im Jahr 2021 die «Zukunftswerkstatt» ins Leben.


FiBL, Agroscope und Bio Suisse
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 04/2022 , S. 32

Die Trägergemeinschaft, bestehend aus Agroscope, Bio Suisse und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), schuf einen Rahmen, um den Biolandbau neu zu denken, Forschungs­lücken sichtbar zu machen und neue Möglichkeiten zum Handeln, zur Zusammenarbeit sowie für zukünftige Projekte aufzuzeigen. Bei der Schlussveranstaltung im Kulturzentrum Schützi in Olten im Dezember des vergangenen Jahres würdigten die rund 65 Teilnehmenden die Ergebnisse und nutzten das Zusammenkommen, um die Themen vor Ort weiterzubearbeiten und zu vertiefen.

Die Trägergemeinschaft des NBFF liess die Definition der anstehenden Arbeiten und Themen bewusst offen und gab bloss einen groben Rahmen in Form einer Frage vor: «Was wäre, wenn im Jahr 2035 die Hälfte der Landwirtinnen und Landwirte biologisch produzieren würde?» An der Schlussveranstaltung wurde aufgezeigt, wie die Möglichkeitsform der Ausgangsfrage in die Wirklichkeitsform übersetzt werden könnte. Sieben Arbeitsgruppen mit Mitgliedern aus der gesamten Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft haben im Jahresverlauf verschiedene Kernfragen selbstständig definiert und konzeptionell bearbeitet. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen werden im Frühling 2022 im «Werkstattbericht» erscheinen.

Schlüsselthemen: Boden und Wissenstransfer

Für den agrarökologischen Bereich gibt es hohen Handlungsbedarf im Bodenkontext. Hier kommen die Fragen von biodiversitätsschädigenden Praktiken sowie Verminderung von Umweltschäden zum Ausdruck. Gleichzeitig geht es um ganz praktische Fragen hinsichtlich regenerativer landwirtschaftlicher Techniken. Eindrücklich wurde beschrieben, wie es gelingen kann, die Regenwürmer auf dem Feld mit aufbereitetem Hofdünger zu füttern, mit dem Ziel, resiliente Böden aufzubauen. Landwirtinnen und Landwirte schilderten erfolgreiche Praktiken und erörterten zusammen mit Forschenden, welche offenen Fragen es noch zu klären gibt.

Das Thema Wissenstransfer begleitete die Teilnehmenden den ganzen Tag. Es hatte sich auch in den Arbeitsgruppen gezeigt, dass Mehrwert und bessere Lösungen entstehen, wenn man fachliche Silos aufbricht und die Landwirtschaft mit dem Forschungslabor vernetzt. In der Praxis werden solche vernetzten Ansätze bereits erprobt; was oft fehle, sei die wissenschaftliche Begleitung. Diese sei aber nötig, selbst wenn die Wissenschaft nicht auf jede Frage eine Antwort habe.

 

Abb.: Die Zukunftswerkstatt als Illustration. (© Marie-Pascale Gafinen)

 

Hürden und Kommunikation

Ein dritter Schwerpunkt lautete: Wie kann man Hürden abbauen, damit mehr Landwirtinnen und Landwirte in den Biobereich wechseln? Zum Beispiel zeigte eine Arbeitsgruppe auf, dass das Problem der Umweltschäden nicht ausschliesslich produktionsseitig angegangen werden kann. Es gelte, auch die Konsumentinnen und Konsumenten miteinzubeziehen, man müsse gemeinsam Verantwortung für die Ökosystemdienstleistungen übernehmen. Hier spielt auch die Kommunikation, der vierte Schwerpunkt des Tages, eine grosse Rolle. Auf dem Weg zu mehr Biolandwirtschaft und gesellschaftlicher Akzeptanz ist Kommunikation ein Schlüssel, betonte eine Arbeitsgruppe, und zwar nach innen und aussen. Man müsse den Menschen näherbringen, wie die Biowelt funktioniere.

Begeisterung für neue Ansätze

Der Leitungsausschuss des NBFF nahm nicht nur das Vertrauen der Beteiligten wahr, sondern hörte sich auch ihre Handlungsempfehlungen und Forschungsanliegen an. Er sei froh, sagte Balz Strasser, Geschäftsführer von Bio Suisse, dass sie diese Zukunftswerkstatt gemacht hätten, weil man dadurch besser sehe, wie die Verbindung zwischen Praxis und Forschung gestärkt werden kann. Für die Zukunft sollten Gefässe gefunden werden, um die Diskussion fortzuführen. «Es war spürbar, dass vor allem die Veränderungen weiterverfolgt werden sollten, die für die gesamte Wertschöpfungskette ein Gewinn sind», erläuterte die Leiterin von Agroscope, Eva Reinhard. Man möchte neue Wege einschlagen, diese aber demokratisch legitimiert wissen. Lucius Tamm zeigte sich begeistert, dass von den Teilnehmenden völlig neue Ansätze genannt wurden, wie zum Beispiel die virtuellen Wertschöpfungsverbunde. Auch das Bioumfeld müsse sich weiterentwickeln.

Titelbild

© Marie-Pascale Gafinen


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