© Michael Gölles, Strickhof

2023: Aussergewöhnliche Mehltau-Infektionen

In diesem Jahr trat der Falsche Mehltau mit einer für den Saisonbeginn seltenen Intensität in weiten Teilen der Schweiz auf, mit einem ausgeprägten Vorkommen an Ölflecken und infizierten Trieben und Blütenständen. Diese aussergewöhnliche Virulenz hat viele überrascht und bedarf einiger Erklärungen.

Artikel von:
Lina Egli-Künzler
Agroscope, Wädenswil
Pierre-Henri Dubuis
Agroscope
Kathleen Mackie-Haas
Agroscope
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 13 / 2023 , S. 19
Die Monate März und April waren in der ganzen Deutschschweiz, aber auch in Teilen der Westschweiz überdurchschnittlich niederschlagsreich. Bezüglich der Niederschlagswerte stiegen laut MeteoSchweiz (2023) in der Nordostschweiz die Werte lokal sogar auf 180 bis über 220 % der Norm 1991 bis 2020. Ausserhalb der Norm lag auch die Anzahl Regentage im März und April, fast jeder dritte Tag verzeichnete Regen. Die Temperaturen lagen leicht über der Norm, ausser im April, wo sie etwas niedriger waren. Letztendlich begünstigten diese feuchten und milden Bedingungen im Frühling die Reifung der Oosporen des Falschen Mehltaus. Die Überwachung der Oosporenkeimung unter Laborbedingungen (25 °C Raumtemperatur) in Changins ergab, dass erste Oosporen bereits Ende März keimten und die gemessene Anzahl an Primärsporangien zu einer der höchsten, die seit über 20 Jahren gemessen wurde, gehörte. Behält man diese wetterbedingten Umstände und das mögliche Entwicklungspotential der Oosporen im Hinterkopf, so hätte man gemäss Agrometeo-Modell eine Primärinfektion am 1. oder ...