Agrovina 2022 – die Bilanz fällt durchzogen aus

Nachdem die alle zwei Jahre stattfindende Schweizer Leitmesse für den Obst- und Weinbau coronabedingt vom Januar in den April verschoben wurde, musste mit einem Besucher- und Ausstellerrückgang gerechnet werden. Nun hat die Messe vom 5. bis 7. April stattgefunden. Wir blicken zurück.


Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 06 / 2022 , S. 8

Zum 14. Mal öffnete die Agrovina in Martigny (VS) ihre Tore. Rund 12 500 Besucherinnen und Besucher sollen gemäss Veranstalter die 150 Aussteller an der diesjährigen Agrovina besucht haben. Betrachtet man die Zahlen, muss man von einem markanten Rückgang sprechen: minus 4500 Besucherinnen und Besucher, rund 70 Ausstellerfirmen weniger als 2020. Jedoch war diese Tendenz im Vorfeld erwartet worden, da nach Bekanntgabe der Verschiebung einige namhafte Firmen ihre Teilnahme aussetzten und der April für viele Wein- und Obstproduzenten bereits wieder arbeitsreich ist. Dennoch war es für die beteiligten Firmen eine willkommene Möglichkeit, die zweijährige Corona-Lethargie zu überwinden und mit den Kundinnen und Kunden wieder in physischen Kontakt zu treten. Dies war, wie mehrere Betreiber einhellig meinen, auch angesichts der unsicheren Preisentwicklung in vielen Bereichen nötig.

Innovation und Automatik

Wie nicht anders zu erwarten war, setzten viele Standbetreiber auf innovative und arbeitserleichternde Technik, die in mehr oder minder gelungenen Designvorschlägen steckte. Blickfang waren nicht nur neue «Himmelsarbeiter» wie die zweirotorige V40 Sprühdrohne, sondern auch Roboterfahrzeuge wie z.B. der intelligente Raupenroboter von STEV. Ebenfalls imposant, aber eher für grossflächige Betriebe geeignet: der autonome Geräteträger Vitibot. Daneben gab es auch viele kleinere Erfindungen oder Verbesserungen (weitere Innovationen und Highlights siehe rote Box weiter unten).

Drei Vertreter aus Wädenswil 

Erstmals mit einem gemeinsamen Stand vertreten waren die drei in Wädenswil beheimateten Institutionen Branchenverband Deutschschweizer Wein (BDW), das Weinbauzentrum Wädenswil (WBZW) und die vorliegende Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau (SZOW). Mit diesem geballten Auftritt konnte ein markantes Ausrufezeichen für die Deutschschweizer Weinszene gesetzt werden. Angesichts der vielen Gespräche, des ansehnlichen Weinkonsums und der regen Teilnahme am SZOW-Glücksrad-Wettbewerb kann von einer erfolgreichen Premiere gesprochen werden. Nicht nur den Gästen aus der Romandie dürfte in Erinnerung bleiben, dass der BDW als einziger Verband vertreten war. Das Fazit von BDW-Präsident Martin Wiederkehr fiel entsprechend aus: «Der erstmalige Stand der drei Institutionen war ein starkes Zeichen für die Deutschschweizer Weinbranche. Selbstverständlich wurde unser Auftritt auch von den anderen regionalen Branchen aufmerksam mitverfolgt. Ich gehe davon aus, dass sich diese für die Zukunft auch überlegen, auf der Messe präsenter zu werden.» 

Dies unterstreicht auch BDW-Geschäftsführer Jürg Bachofner: «Es gibt sie, die Deutschschweizer Weinbranche! Und es war gut, sich drei Tage um die Anliegen der Partner kümmern zu können. Ich glaube, es ist uns gelungen, die Deutschschweizer Weinbranche als Einheit zu präsentieren. Besonders positiv fand ich, dass sich unsere Gäste Zeit für gute und konstruktive Gespräche nahmen.» 

Für SZOW-Chefredaktor Markus Matzner war besonders erfreulich, dass viele Besucherinnen und Besucher positive Worte für die Entwicklung der Zeitschrift und des Online-Auftritts fanden. Diese Rückmeldungen sind für die Redaktion äusserst wertvoll, da sie aufzeigen, wie gut der Wissenstransfer in die Branchen gelingt und wo man eine Schaufel nachlegen kann.

Das Fazit der Standbetreiber

Der insgesamt geringere Aufmarsch der Besucherinnen und Besucher führte fast logischerweise zu einem Rückgang der Geschäftstätigkeit. So sprachen einige Standbetreiber von einer Investition in die Zukunft und verbuchten ihren Auftritt als Imagepflege und Marketing. Wiederkehrs Resümee ist indes klar: «Natürlich ist es schade, dass ca. 30 % der Fläche nicht vermietet wurde und wir somit die Folgen der Pandemie gespürt haben. Aber grundsätzlich kann ein absolut positives Fazit gezogen werden.» Somit lässt sich hoffen, dass die nächste Agrovina in zwei Jahren wieder wie gewohnt im Januar stattfinden wird und wie ehedem breite Kreise anziehen kann.    

 

 

Verlosung des Glücksrad-Hauptgewinns


 

An der grossen SZOW-Verlosung gewinnt Frau Josy Gürtler den Hauptpreis: einen Gutschein im Wert von Fr. 1050.– für einen Aufenthalt im Panorama Resort Feusisberg. Wir gratulieren herzlich und wünschen einen inspirierenden Aufenthalt!

Einige Highlights an der Agrovina 2022

Ein Rundgang zeigte: Trotz der schwierigen Umstände der letzten coronabedingten Jahre herrschte eine zuversichtliche und innovative Haltung bei den Besuchenden wie den Ausstellenden vor. Diese Stimmung wird zurzeit noch nicht von den zu erwartenden Preisaufschlägen (für Stahl, Energie und Düngemittel) getrübt. Leider sind diese – neben der Inflationsgefahr – aber nur noch eine Frage der Zeit. 




Weingebinde können auch fürs Auge konzipiert werden. (© SZOW)
 

 

 

Innovationspreise


Zum sechsten Mal wurden an der diesjährigen Agrovina drei Gewinner des «Innovationswettbewerbes» ausgewählt. Aus 30 Bewerbungen sind folgende Firmen bzw. Produkte ausgezeichnet worden:
 

  • Der Roboter Sky53 von STI Societa Tartuca Industriale.
  • Die Firma Max Baldinger AG erhielt eine Auszeichnung für recycelbare Verschlüsse.
  • Eine weitere Medaille ging an die Fondation St-Hubert für ihre speziellen Mehrzweck-Holz­kisten.



Einige Highlights


Es gab viele Innovationen an der Agrovina. Wir stellen hier eine Auswahl vor, die uns ins Auge gestochen sind (Bilder © SZOW).

 

 

Bakus, Vitibot (F)

Der futuristische «Bakus P 60» scheint sich auch in der Schweiz wohlzufühlen. Der selbstfahrende, voll elektrische Weinbergroboter fährt autonom durch die Weinberge. Das Gefährt ist je nach auszurichtender Arbeit mit bis zu 6 km/h unterwegs. Das über zwei Tonnen schwere Gerät kann dank künstlicher Intelligenz und mit Unterstützung von acht Kameras Hacken, Spritzen und Mähen. Voraussetzung ist ein Reihenabstand von mindestens einem Meter. Das Vorgewende muss dank der 4 bis 120 Grad einschlagenden Räder nicht grösser sein als bei einem herkömmlichen Schlepper. Die Dimensionen von 350×175×200/250 cm beeindrucken ebenso wie der Pries von mindestens Fr. 150 000.–


 

 

 

STEV-motion

2018 entschied sich Marc Stevanin, passionierter Ingenieur und Partner einer Weingutsbesitzerin, ein GPS-gesteuertes, selbstfahrendes Kleinraupenfahrzeug zu konstruieren. Seine Idee ist, noch mehr auf die Bedürfnisse der Winzerinnen und Winzer einzugehen. Die Raupe verfügt über zwei getrennte Ölkreisläufe, einen für Pflanzenschutz und einen für die Anbaugeräte wie Mulcher oder Unterstockpfleger. So ist immer genügend Ölleistung verfügbar. Das Gerät soll bis 10 km/h fahren. Mit einer Kamera ausgerüstet, misst sie verschiedene Parameter wie Schäden an der Anlage, Traubenzustand, Traubenentwicklung usw. Es sollen zeitnahe zum bestehenden Prototypen drei bis vier Raupen produziert und in verschiedenen Rebbergen eingesetzt und weiterentwickelt werden. Dem Erfolg steht nichts im Weg. Zum Preis von ca. Fr. 65 000.– auch realistisch. 


 

 


Moog, Cleaning Systems Swiss Made

Gutes besser machen, ist auch das Motto von Moog. Spezialisiert auf Fass-, Behälter-, Hochdruck- oder Rohrreinigung bietet die Schweizer Firma ein komplettes Reinigungsarsenal für den sauberen Keller. Besonders praktisch bei gestapelten Barriques: der BRA-Reference Flex mit biegbarerer Lanze. 


 

 


    

Thierry Wins, Agroscope 


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