«Löst der Japankäfer die Marmorierte Baumwanze ab?», war eine Frage, die David Szalatnay von der Fachstelle Obst am Strickhof vor rund 100 Obst- und Beerenproduzenten stellte. Er verwies auf das Jahr 2017, in dem dieser Schädling erstmals in grossem Stil im Kanton Zürich auftrat und den Birnenanbau in Frage stellte. 2020 sprach Szalatnay noch vom gefährlichsten Schaderreger der letzten Jahrzehnte. Doch nun zeichnet sich eine Trendwende ab. «Ich und auch andere lagen mit unseren Einschätzungen ziemlich daneben», so Szalatnay. Denn der natürliche Gegenspieler mit der Samuraiwespe hat sich viel schneller und stärker ausgedehnt, als man angenommen hatte (Abb. 1).
Analog zur Maiszünslerbekämfpung mit Schlupfwespen legen die Samuraiwespen ihre Eier ebenfalls in die Eier der Marmorierten Baumwanze ab, sodass diese nicht mehr schlüpfen können. «Die im Rahmen des Monitorings in Wülflingen festgestellten Fangzahlen zeigen 2023 einen totalen Einbruch», hielt Szalatnay fest.
Japankäfer als Neuling
Im Juli 2023 wurde erstmals eine Population des gefürchteten Japankäfers (Abb. 2) nördlich der Alpen in Kloten entdeckt. Die Funde sind bei Fussballplätzen lokalisiert worden, auf denen der Schädling dank der Bewässerung optimale Plätze für die Eiablagen und Larven fand. Diese lösten umfangreiche Bekämpfungsmassnahmen aus. Der Japankäfer überwintert als Larve im Boden. Im April und Mai erfolgt die Verpuppung und Juni/Juli schlüpfen die gefrässigen Käfer. Diese legen ihre Eier in den Boden ab, sodass sich wieder Larven für den Winter bilden. Szalatnay spricht bezüglich des Japankäfers von einem sehr grossen Schadenspotenzial, weil er auf über 300 Wirtspflanzen aktiv werden kann. Dazu gehören beispielsweise der Hasel, Äpfel, Süsskirschen, Pfirsiche, Brom- und Himbeeren sowie vor allem Reben. Für das laufende Jahr kündigte Szalatnay eine Intensivierung der Überwachung an und die Bekämpfung wird weitergeführt. Er richtete klare Worte an die Obst- und Beerenproduzenten: «Bleiben Sie wachsam und melden Sie verdächtige Schadbilder an Obst- und Beerenpflanzen frühzeitig.» Bei Kontakt zu Orten wie z. B. dem Engros-Markt in Zürich, die aus Italien angefahren werden, ist die Kontrolle von Gebinden und Waren zu intensivieren.
Fleckenminiermotte und Mittelmeerfruchtfliege
Einer der neuen unerwünschten Mitspieler ist die Fleckenminiermotte, die man seit 2013 in der Zentralschweiz kennt, die aber erst 2020 im Kanton Zürich aufgetreten ist. Der Schädling ist auf vielen Betrieben präsent und führt bei einem starken Befall zur Entlaubung von ganzen Obstbäumen noch vor der Ernte. «Die Motte kann zwei bis drei Generationen pro Jahr bilden, wobei die Eiablage auf der Blattunterseite erfolgt und die Larve sich im Blatt entwickelt», führte Szalatnay aus. Gemäss den letztjährigen Versuchsergebnissen ist eine gezielte Bekämpfung wirkungsvoll. Zudem ist die Mittelmeerfruchtfliege in die Ostschweiz zurückgekehrt. «Die Mittelmeerfruchtfliege ist kein neuer, sondern ein in der Schweiz länger bekannter, sporadisch auftretender Schädling (Abb. 3).
Es ist möglich, dass wärmere Winter den Schädling begünstigen», führte Szalatnay aus. Die 4 bis 5 mm lange Fruchtfliege sticht Äpfel an und legt ihre Eier unter die Haut der reifenden Früchte ab. 2023 sind verbreitet Schäden auf 13 Betrieben im Kanton Zürich aufgetreten, wobei vor allem die Apfelsorten Rubinette, Cox und Golden betroffen waren. Szalatnay sprach dabei auch von den problematischen Symptomen, weil während der Ernte die frisch abgelegten Eier übersehen werden. Erst im Lager oder bei Zimmertemperaturen werden die Schäden zunehmend schlimmer. Im Fruchtfleisch schlüpfen die Larven aus den Eiern und verursachen so das Schadbild in der Frucht. Speziell an diesen Larven ist, dass sie bis zu 16 cm weit springen können. Eine Überwinterung ist in der Region aber noch nicht nachgewiesen. Da die Mittelmehrfruchtfliege ein wichtiger Schädling in jenen Ländern ist, in denen Zitrusfrüchte angebaut werden, scheint er mit der Einfuhr solcher Früchte immer wieder in die Schweiz zu gelangen. «In der Schweiz gibt es zur Bekämpfung kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel. Wir werden aber das Fallenmonitoring auf weitere Betriebe mit Befall ausweiten und sind dabei auf die Mithilfe der Produzierenden angewiesen», so Szalatnay.