Kelchfäule bei der Sorte Topaz. (© Agroscope)

Arbeiten im Obstbau

Die Kernobst-Haupternte 2024 ist an den meisten Standorten bereits in vollem Gange. In dieser Zeit geht es oft hektisch zu und her. Trotzdem sollte man sich die Zeit nehmen, die geernteten Mengen und Qualitäten festzuhalten.

Artikel von:
Samuel Cia und Moritz Köhle
Agroscope
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 12 / 2024 , S. 24

Derzeit sehen die meisten Anlagen trotz der oft schwierigen Witterungsbedingungen gut aus. Bei anfälligen Sorten und in älteren Anlagen ist jedoch hier und da ein erhöhter Schorfbefall festzustellen. Auch bei einigen Sorten mit der Schorfresistenz Rvi6 (vf) wurden in diesem Jahr vermehrt Durchbrüche gemeldet. Neben Schorf tritt vor allem bei der Sorte Gala verstärkt Kelchfäule auf. Die Infektion erfolgt häufig durch den Neonectria-Pilz, der sich an nahe gelegenen Krebsstellen am Baum vermehrt und von dort aus die Früchte schon im Frühjahr infiziert. Diese Beobachtungen zum Krankheitsdruck sind wichtig und sollten unbedingt in die Bekämpfungsstrategie sowie in die Remontierungs- und Pflegeplanung des Folgejahrs einbezogen werden. Nicht selten reift während der Ernte der Entschluss, eine ältere Anlage zu ersetzen.

Qualität zählt

Insbesondere in Jahren, in denen hohe bis sehr hohe Erträge erwartet werden, sollte darauf geachtet werden, dass nur Früchte mit bester Qualität eingelagert werden. Unter Umständen kann jetzt bei späten Sorten noch eine letzte Qualitätsausdünnung von Hand gemacht werden, besonders da, wo die Kaliber noch etwas knapp sind. Gleichzeitig können allfällige Fruchtschäden noch eliminiert werden. Je nach Verlauf der Ausfärbung können bei den kritischen Sorten farbfördernde Massnahmen wie ein Auslichtungsschnitt oder die maschinelle pneumatische Entlaubung (siehe Artikel «Pneumatische Entlaubung beim Apfel: Fazit aus drei Versuchsjahren») in Betracht gezogen werden. Bei der Bestimmung des Erntezeitpunkts gilt es, die sortenspezifischen Anforderungen einzuhalten. Diese können mittels Refraktometer für Zucker, dem Penetrometer für die Festigkeit und durch das Aufsprühen von Kaliumjodidlösung zur Bestimmung des Stärkeabbaus auch selbst in der Parzelle bestimmt werden. Dazu ist es wichtig, immer mehrere Früchte aus verschiedenen Baumbereichen zu messen.

Sommerschnitt und Nacherntebehandlung bei Kirschen

Wenn möglich sollten jetzt die Kirschbäume geschnitten werden. Schnitteingriffe während der Vegetation (Mitte August bis Mitte September) vermindern das Eindringen von Wundparasiten wie Pseudomonas-Bakterien und das damit verbundene Auftreten von Harzfluss. Gerade bei starkwüchsigen Bäumen kann so der Wuchs effektiv reguliert werden. Das vegetative Wachstum wird gebremst, die bessere Belichtung von unteren und inneren Astpartien fördert die Ausbildung von Blütenknospen.

Wenn die hohen Temperaturen etwas nachlassen, ist es ein guter Zeitpunkt, bei Kirschen eine Blattdüngung mit Mikronährstoffen zu machen. Gerade bei den Kirschen, die zu einem Zeitpunkt blühen, während dem Nährstoffe aus dem sich erst langsam erwärmenden Boden meist nur begrenzt verfügbar sind, kann dies hilfreich sein. Sind die Nährstoffreserven eines Kirschbaums im Frühjahr leer, ist die Blütenqualität vermindert. Durch die daraus resultierende schlechtere Befruchtung ist ein schwacher Behang oder stärkerer Rötel vorprogrammiert. Dem kann mit einer Nacherntebehandlung übers Blatt vorgebeugt werden. Im Handel sind verschiedene Blattdünger mit unterschiedlichsten Gehalten und Mischungen verfügbar. Wichtig ist, dass eine solche Behandlung nicht mit Pflanzenschutzmitteln kombiniert und mit viel Wasser bei bedecktem Himmel durchgeführt wird. Eine hohe Luftfeuchtigkeit bei der Behandlung fördert die Nährstoffaufnahme übers Blatt.

Bei anhaltender Trockenheit empfiehlt sich zudem, die Kirschen weiter zu bewässern. Dies unterstützt Entwicklung und Qualität der Blütenknospen und kann somit positive Auswirkungen auf die Blühleistung und den Befruchtungserfolg im Folgejahr haben.

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