Arbeiten im Rebberg Mai 2022

Die Eisheiligen sind dieses Jahr gnädig, die befüchteten Spätfröste scheinen zum Glück auszubleiben. Dennoch sind Frostschäden für den Weinbau ein stetes Thema.


Thierry Wins
Agroscope
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 07 / 2022 , S. 19

Spätfrost im Rebberg 

Die Rebe ist gegen Winterfröste bis ca. -18 °C während der Winterruhe kaum empfindlich. Spät- oder Frühjahrsfröste hingegen können nach Bildung der ersten, zarten Austriebe bereits bei Temperaturen zwischen 0 und -4 °C Schäden anrichten (siehe Einstiegsbild. © SZOW). Diese sind abhängig von Sorte, Lage, Temperatur und der Dauer der Kälte­einwirkung. Spätfrostschäden werden durch Advektiv- oder Strahlungskälte ausgelöst. Advektivfröste entstehen eher in höheren und windausgesetzten Lagen durch auftretende Polarluft. In unseren Breitengraden häufiger sind Strahlungsfröste. Voraussetzung ist bei Hochdruckwetter die Entstehung einer Inversionslage. Dadurch steigt wegen der geringeren Dichte die warme Luft vom Boden nach oben und die Kaltluft sammelt sich unten an. So herrschen in Bodennähe die kältesten Temperaturen. Die Spätfrostgefahr besteht in der Regel bis nach den Eisheiligen, die vom 11. bis zum 15. Mai andauern. Durch die Klimaerwärmung und die damit verbundene Temperaturerhöhung hat sich in den letzten zehn Jahren der Austrieb regelmässig verfrüht, wohingegen ...