Liebe Leserin, lieber Leser
Viele gute Vorsätze sind wahrscheinlich bereits Makulatur. Mehr Bewegung, ein gesünderes Leben, weniger Stress sind an den Herausforderungen des Alltags gescheitert, alles bleibt beim Alten.
Aber aufgepasst! Ohne, dass Sie es vielleicht bemerken: Rund um Sie herum bewegt sich eben doch alles. Bei Galileo Galilei war es die Erde, die um die Sonne kreiste, in unserer Zeit sind es eher diese undurchschaubaren Strömungen, die man gemeinhin mit Trend oder Tendenz umschreibt. Sie haben eine eigenartige Sogwirkung, lassen sich kaum aufhalten. Plötzlich stehen neue Ideen im Raum oder es werden Gedanken (wieder) salonfähig, die man als überwunden glaubte. Das kann ins Gute oder auch ins Abseits führen.
Innovation ist ein gutes Beispiel fürs Erste. Sie entsteht in der Regel bei einzelnen, die andere mit dem Feuer der Kreativität anstecken. Das sah man kürzlich an den Wädenswiler Weintagen. Für immer mehr Winzerinnen und Winzer ist es denkbar geworden, Piwi-Sorten anzupflanzen, um eine ökologischere Antwort auf kritische Konsumentenfragen zu finden (zum Artikel «Wädenswiler Weintage 2024»). Ein negatives Beispiel sind die einseitigen und teilweise tendenziösen Artikel, die Alkohol mit Tabak gleichsetzen und anprangern. Jeder Tropfen sei einer zu viel, monieren sogenannte Suchtexperten, obschon es viele wissenschaftliche Belege gibt, die das Gegenteil beweisen (siehe O+W 17/2023, Artikel «Wine in Moderation» und Interview mit Claudia Hammer, «Unsere Daten belegen, dass die J-Kurve stimmt»). Erstaunlich, dass sich sogar der Aufklärung verpflichtete Zeitungen wie die Neue Zürcher Zeitung für diese Kampagne vor den Karren spannen lassen. Eigentlich hätte es die journalistische Sorgfaltspflicht verlangt, auch der Gegenseite Platz einzuräumen, doch das wäre dann eben nicht mehr so «sexy» gewesen und hätte dem Aussagewunsch geschadet.
Was lernen wir daraus? Um für die nahende Zukunft gerüstet zu sein, müssen wir tatsächlich in Bewegung bleiben, körperlich und mental. Vielleicht wäre daher ein kleiner Waldlauf doch nicht so verkehrt.
Ihr
Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein