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Breitenhof-Tagung 2024

In diesem Jahr verbanden Agroscope und der Baselbieter Obstverband die Breitenhof-Tagung und die Ausstellung für Obst und Technik (ATO) zu einem gemeinsamen Event. Trotz dichter grauer Wolkendecke und zeitweisem Nieselregen fanden sich am Sonntag, 2. Juni, gegen 150 Interessierte an der Breitenhof-Tagung ein.

Artikel von:
Felix Wiener
Agroscope
Salome Gebendinger
Agroscope
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 09 / 2024 , S. 10

Manuel Boss, Leiter Kompetenzbereich Pflanzen und pflanzliche Produkte von Agroscope, begrüsste die Anwesenden. Er lud die Zuhörenden und alle Akteure der Obstbranche dazu ein, sich aktiv mit den Forschenden auszutauschen und betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit.

Anschliessend gab Bruno Eschmann, Präsident des Produktezentrums Kirschen und Zwetschgen des Schweizer Obstverbands (SOV), einen kurzen Einblick in die aktuelle Schweizer Steinobstproduktion und -vermarktung. Eschmann machte auf das demnächst anlaufende Programm «Nachhaltigkeit Früchte, Kirschen/Zwetschgen» des SOV aufmerksam und betonte die Wichtigkeit und den Nutzen des damit angestrebten einheitlichen Branchenstandards für die Obstproduzierenden. Gerade in einem schnelllebigen Markt wie dem Kirschen- und Zwetschgenmarkt seien verschiedene konkurrierende Nachhaltigkeitslabels mit massiven Konsequenzen für Produzierende und Händler verbunden. Der Branchenstandard schaffe hier die nötige Stabilität und sei eine grosse Chance für die Schweizer Steinobstproduktion, die heutigen Nachhaltigkeitsansprüche von Gesellschaft und Politik proaktiv anzugehen und selbst zu gestalten. Die bevorstehende Kirschensaison mache bisher aufgrund der aktuellen Schätzungen zu Erntemengen und -zeiten einen vielversprechenden Eindruck. Während die Kirschenernte voraussichtlich gut marktkonform wird, dürfte sich die Zwetschgenvermarktung aufgrund der aktuell sehr guten Ernteprognose herausfordernd gestalten.

Maschineller Schnitt bei Kirschen

Thomas Kuster, Agroscope (Abb. 1), stellte einen mehrjährigen Versuch zur Eignung des maschinellen Kirschenschnitts in den beiden Erziehungssystemen UFO (Upright Fruiting Offshoots) und Drapeau Marchand vor (siehe Artikel «Kulturführung Kirsche: Maschineller Schnitt und Erziehungssystem UFO»). In verschiedenen Sorten wurde die Auswirkung des maschinellen Schnitts und des Erziehungssystems auf den Ertrag, die Fruchtqualität, die Baumvitalität und die Verschleppung von Krankheiten (Pseudomonas) untersucht. Bisher konnten mit dem maschinellen Schnitt keine wesentlichen Zeitersparnisse erzielt werden. Ein Teil der Schnittarbeiten kann aber in den Sommer vorverlagert werden. Das UFO-System zeigte einen deutlich tieferen Formierungsaufwand als Drapeau Marchand, dies vor allem dank einfacherer Bindearbeiten. Bezüglich Ertrag, Qualität sowie Verschleppung von Krankheiten konnten keine Unterschiede zwischen den Verfahren beobachtet werden.

Abb. 1: Thomas Kuster (Agroscope) präsentierte den Anwesenden seine Ergebnisse zum UFO-Anbausystem und maschinellen Schnitt bei Kirschen. (© Agroscope)

 

Pflaumenwickler

Barbara Egger, Agroscope (Abb. 2), gab einen Überblick über bisherige und gegenwärtige Versuche zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers. Die Regulierungsmöglichkeiten haben sich mit dem Rückzug von Pflanzenschutzmitteln fundamental geändert. In den vergangenen Jahren haben Behandlungen gegen die erste Generation Pflaumenwickler in den Versuchen noch nicht die erhoffte Mehrwirkung erbracht. Der Einsatz von Verwirrungstechnik erzielte nur in isolierten Anlagen mit tiefem Wicklerdruck und ohne Einflug aus Randgebieten überzeugende Ergebnisse. Eine Volleinnetzung kann, gerade in Parzellen mit bereits bestehender Hagelschutzinfrastruktur, einen wichtigen Beitrag leisten. Eine sofortige Entspannung der jetzigen Situation ist derzeit nicht in Sicht. In Eggers diesjährigen Versuchen liegt der Fokus deshalb weiterhin auf der Bekämpfung der ersten Pflaumenwicklergeneration.

Abb. 2: Barbara Egger (Agroscope) gab einen Überblick über Versuche zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers. (© Agroscope)

 

NHF Kirschen/Zwetschgen

Koni Stocker, Obstproduzent aus dem Luzerner Seetal (Abb. 3), berichtete über seine Erfahrungen als Pilotbetrieb im Programm «NHF Kirschen/Zwetschgen» von SOV und Swisscofel. Das Punktesystem inklusive Handlungsfelder entspricht im Wesentlichen dem bereits laufenden Nachhaltigkeitsprogramm für Kernobst. Dank unterschiedlicher Themenfelder seien die Massnahmen gut umsetzbar und erlauben eine angepasste Umsetzung je nach Betriebsvoraussetzungen. So sei beispielsweise wegen der hohen Frühjahrsniederschläge eine weitere Extensivierung bei der Unkrautregulierung auf seinem Betrieb schwierig. Die erforderlichen Punkte im Handlungsfeld «Bodenfruchtbarkeit und Düngung» konnte er stattdessen mit dem Ausbringen von Kompost realisieren. Ertrags- und Qualitätseinbussen habe er weder bei der bisherigen Umsetzung der NHF-Massnahmen im Kernobst noch im Pilotjahr in den Kirschen verzeichnen müssen. Der administrative Aufwand sei erwartungsgemäss im ersten Jahr etwas höher, verringere sich aber in den Folgejahren.

Abb. 3: Koni Stocker, Obstproduzent aus dem Luzerner Seetal, beantwortete die Fragen zum Nachhaltigkeitsprogramm des Schweizer Obstverbands und Swisscofel. (© Agroscope)

 

Auch dieses Jahr gab es auf dem Betriebsrundgang zwischen den drei Vorträgen kurze Inputs zu weiteren laufenden Versuchen. So wird etwa auf verschiedenen Praxisbetrieben derzeit durch Agroscope die Wirkung der maschinellen Fruchtausdünnung in den Zwetschgen mit dem Ericius 3000 untersucht. Neben der Reduktion der Handausdünnung stehen dabei auch die Fruchtqualität und das Alternanzverhalten im Fokus. Aus der Kirschensortenprüfung wurden über die bisherigen Erfahrungen mit der Frühsorte Nimba und mittelspäten Kamala berichtet. Beide bringen in ihrem Reifebereich interessante Sorteneigenschaften mit und werden weiterhin auf ihre Anbaueignung geprüft. Des Weiteren gab es einen kurzen Einblick in ein RESO-Teilprojekt (RESO: Resiliente Sorten für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau), das sich mit der Konsumentenakzeptanz und Nacherntequalität von Zwetschgen befasst.

Techniktag

Im Anschluss an den Rundgang lockte dieses Jahr nicht nur die obligate Stärkung im Festzelt, auch die Ausstellung für Technik und Obst (ATO) lud zum Verweilen ein. Ein separater Artikel («Ausstellung für Technik und Obst») stellt einige der ausgestellten Neuheiten vor.

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