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Der Falsche Mehltau – die Geissel des Weinbaus

Mehr als die Hälfte aller in der Schweizer Landwirtschaft verbrauchten Fungizide werden im Weinbau eingesetzt. Hauptverantwortlich ist der in fataler Weise 1880 aus Amerika nach Frankreich eingeschleppte Falsche Mehltau. Die Pilzkrankheit hat sich innert weniger Jahre über die Weinbaugebiete Europas verbreitet.

Artikel von:
Andres Altwegg
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 01 / 2023 , S. 17
Der Pflanzenschutz besass vor 1880 nicht die Bedeutung, die er später bekommen sollte. Wohl kannten die Rebbauern eine ganze Reihe von Krankheiten und Schädlingen wie den Rot- und Schwarzbrenner, die Graufäule sowie den Traubenwickler. Die Schäden, die diese verursachten, konnten recht bedeutend sein, stellten aber niemals eine Bedrohung für den Rebbau dar. Zudem fehlte es an brauchbaren und wirksamen Bekämpfungsmethoden. Die Weinbauern konnten in der Zeit zwischen 1850 und 1875 trotz dieser Krankheiten und ohne Pflanzenschutz viele gute Weinernten einbringen.

Import von Krankheiten

Der Falsche Mehltau muss in den 1870er-Jahren mittels amerikanischer Rebarten in Europa eingeschleppt worden sein und wurde 1875 vom französischen Botaniker Jules Émile Planchon entdeckt. Die Krankheit verbreitete sich in unglaublicher Geschwindigkeit über die Weinbaugebiete ganz Europas (Abb. 1). 1879 wurde sie in Oberitalien und im Kanton Genf festgestellt, 1880 in den Kantonen Zürich, Thurgau und St.Gallen, aber auch in Ungarn, Südtirol und in der Steiermark, 1882 im Elsass ...