© Christoph Süssle

Der «rote» Müller – mehr als ein Kuriosum?

Dass es Mutationen bei Reben gibt, ist normal. Dennoch erscheint es leicht kurios, dass die seltene, rote Abwandlung der Müller-Thurgau-Rebe sogar praktische Vorteile besitzt.

Artikel von:
Christoph Süssle
Merdingen
(D)
Egon Zuberer
Weinbauberater Tuniberg
(D)
Armin Sütterlin
Rebschule Meier AG Würenlingen
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 16+17 / 2025 , S. 16
In einer 1972 gepflanzten Müller-Thurgau-Anlage in Merdingen am Tuniberg, Südbaden (D), entdeckte der damals 13-jährige Christoph Süssle im Jahr 1978 einen Stock, der am äussersten Trieb zwei rote Trauben hatte. Der Trieb mit den mutierten Trauben wurde im kommenden Jahr als Bogrebe angeschnitten, die anderen Augen am Stock geblendet. Alle Trauben sämtlicher Triebe, ausgehend von dieser Bogrebe, zeigten im Herbst 1979 eine rote Farbe. Im Frühjahr 1980 veredelte Christoph Süssle alle Augen dieses Mutterstocks. Zwanzig Pfropfreben pflanzte er 1981 in verschiedenen Rebanlagen. Bis 1998 wurden alle Reben beobachtet und festgestellt, dass es keine Rückmutationen gab. Alle Trauben der 20 Rebstöcke und der des Mutterstocks zeigten jedes Jahr ausschliesslich rote Trauben. 1999 wurden dann die Augen eines Stockes veredelt, um im Jahr 2000 25 Pfropfreben zum direkten Vergleich in eine «weisse» Müller-Thurgau-Anlage zu pflanzen. Ab 2005 fanden weitere Pflanzungen statt, bis eine Vergleichsfläche von 40 Aren zur Verfügung stand. Leistungsdaten wurden ab 2010 erfasst. ...