Die Geschichte des Weinglases

Unzählige Bücher über die Herstellung von Wein wurden bereits geschrieben. Dagegen fristet das Weinglas ein eher stiefmütterliches Dasein. Dies ist besonders bemerkenswert, wenn man auf die letzten Jahrtausende zurückblickt und feststellt, was für eine wichtige Rolle das Trinkgefäss in der Entwicklung des Weins gespielt hat. Das Weinglas gehört zu den ältesten Gegenständen, die von Menschenhand geschaffenen wurden und ist bis heute eines der anspruchsvollsten Hightech-Produkte.


Andrea Caretta
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 07 / 2022 , S. 9

Das Weinglas gilt als die Königin der Gläser und strahlt mit einer majestätischen Selbstsicherheit. Den Kelch mittels Stiel bewusst erhoben, drückt es seine ganz eigene Eleganz aus. Dabei prägt eine abwechslungsreiche Vergangenheit das altbekannte Trinkgefäss. Oft bestimmte der Geschmack der jeweiligen Zeit dessen Gestaltung. Versehen mit reicher Verzierung durch Schliff, Schnitt, farbigem Glas und bunter Malerei, liess das Weinglas sämtliche Epochen geduldig über sich ergehen.
 

Tausende Jahre Handwerkskunst

Die frühen Trinkgefässe waren Naturformen nachgebildet. Die Lotusblüte gilt als Urform des Glaskelchs. Die weitere Entwicklung lief über die attisch-griechische Gefässkultur bis zum geometrischen Stil des 10. bis 8. Jahrhunderts vor Christus. Diese Gefässe waren aus Ton, den Werkstoff Glas benutzte man damals noch für andere Zwecke. Zu Beginn des 1. Jh. n. Chr. wurde die Glasmacherpfeife erfunden. Zähflüssiges Glas durch gezieltes Hineinblasen zu formen und dünnwandig zu gestalten, eröffnete ganz neue gestalterische Möglichkeiten. Die Glasbläser liessen sich von der griechischen und römischen ...