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die überschätzte Katastrophe

Die Reblausinvasion in der Schweiz:

Die Zeit zwischen 1880 und 1930 ging als Rebbaukrise in die Geschichte des schweizerischen Weinbaus ein. Die Rebfläche ging von 34 380 auf 12 980 Hektaren zurück. Oft wird die Meinung vertreten, dieser Zusammenbruch des Weinbaus sei der Reblaus geschuldet, doch wurden bis 1922 nur 1760 Hektaren wegen der Reblaus gerodet. Es muss also andere Gründe gegeben haben, die zum Niedergang des Weinbaus führten.

Dieser Artikel ist Teil des Dossiers «Der historische Blick zurück». Weitere Artikel zum Thema: Interview mit Werner Koblet und Wie der Staat den Alkoholismus bekämpfte.


Autor_Altwegg Andres
Andres Altwegg
Ing. Agronom

Um 1863 wurde im Süden Frankreichs die aus Amerika eingeschleppte Reblaus (Daktulosphaira vitifoliae) entdeckt. In der Folge verbreitete sich der Schädling in Windeseile über Frankreich. In der Schweiz wurde 1874 ein erster Herd in Prégny bei Genf entdeckt (Koblet 1986). Weitere Infektionen folgten 1877 im Kanton Neuenburg, 1886 in den Kantonen Zürich, Thurgau und Waadt. Bis 1907 erreichte der Schädling auch die Kantone Tessin, Bern, Aargau, Basel-Land, Wallis und Freiburg. Die übrigen Weinbaukantone, Schaffhausen, St. Gallen, Graubünden und die Innerschweizer Kantone blieben bis 1930 von der Reblaus verschont, ebenso wichtige Weinbaugebiete wie das Zürichseegebiet oder das Thurgauer Thurtal.

Bis 1922 richtete die Reblaus die grössten Schäden in den Kantonen Neuenburg (239 ha) und Waadt (434 ha) an, was allerdings mit dem Bekämpfungsverfahren zu tun hat. In grossem Abstand folgte der Kanton Zürich mit 66 ha. Mit Ausnahme von Neuenburg und Waadt fiel in keinem der betroffenen Kantone mehr als 1,8 % ...