Entschlüsselung der Riesling-Herkunft

Eine Studie des Julius Kühn-Instituts in Siebeldingen (D) weist nach, dass der Rote Riesling aus dem Weissen Riesling enstand – nicht umgekehrt. Damit wird die bisherige Lehrmeinung auf den Kopf gestellt.


JKI-Institut
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 08 / 2022 , S. 28

Die Vorfahren der heute kultivierten Rebsorten (Vitis vinifera) sowie fast alle wilden Vitis-Arten haben zum Zeitpunkt der Reife dunkle Beeren. Daher wurde auch bei der Weisswein-Rebsorte «Weisser Riesling» (RW), landläufig schlicht Riesling genannt, angenommen, dass diese weissbeerige Kulturform aus dem rotbeerigen Zwilling «Roter Riesling» (RR) entstanden ist. Eine Studie des Julius Kühn-Instituts (JKI) für Rebenzüchtung widerlegt nun, wovon die Fachwelt lange Zeit ausging: «Da man immer wieder spontane Mutationen der roten Trauben zu weissen Beeren beobachtete, jedoch nie umgekehrt, nahm man an, dass der Rote Riesling die ursprüngliche Reb­sorte ist», so Franco Röckel vom JKI. «Doch die Untersuchung der Chromosomensätze (Haplophasen) des Roten-Riesling-Genoms gaben uns letztendlich Gewissheit: Die Haplophase, die in der roten Sorte zur Farbe führt, stammt ursprünglich von dem weissbeerigen Elternteil, die Mutation zu Rot muss im Weissen Riesling passiert sein.»


Des Rieslings Eltern

Die Eltern der Riesling-Rebe sind der weissbeerige Weisse Heunisch und vermutlich ein Sämling von Traminer ...