Der Eingangsbereich zum Kursaal war anlässlich der diesjährigen Verleihung des Grand Prix du Vin Suisse (GPVS) Anfang Oktober rappelvoll. Weininteressierte reisten aus allen Teilen der Schweiz nach Bern, um sich in die Ansammlung adrett gekleideter Gäste einzureihen. Fachexperten, Prominente aus Politik und Wirtschaft, aber auch Vertreterinnen und Vertreter der Presse wollten am angesehenen Galaabend präsent sein.
Schon während der Degustation konnte man den Eindruck gewinnen, dass jeder jeden kannte (Abb. 1). Die Gespräche drehten sich um die diesjährige Ernte und auch um die soeben degustierten Weine, die allesamt für den Kategoriensieg nominiert waren. Diskutiert wurde aber auch über die Jury und ihre vermutete Westschweizer Dominanz, ebenso, wie die tiefe Anzahl der eingereichten Deutschschweizer Weine gehoben werden könnte.

Abb. 1: Am Anlass konnten sämtliche nominierten Weine degustiert werden. (© O+W)
Es gab reichlich Gesprächsstoff
Auch im grosszügigen Festsaal zeigte sich die Gästeschar in guter Gesprächslaune. Der Lärmpegel blieb während der Verleihung hoch. Da konnte auch die souverän moderierende Mélanie Freymond nichts dagegen tun (Abb. 2). Selbst Winzer Diego Mathier startete bei Entgegennahme seines Preises einen charmanten Versuch und bat die Teilnehmenden, doch etwas leiser zu sein, damit man auch verstehen könne, wer welche Preise mit nach Hause nehmen durfte. Auch dieser Anlauf scheiterte.

Abb. 2: Mélanie Freymond moderierte den Anlass in drei Sprachen. (© O+W)
Aus äusserer Warte sei deshalb die Frage in den Raum gestellt, ob sich Zeremonie und Viergänger in einer abwechselnden Reihenfolge hinreichend vertragen. Zumal im Laufe des Abends immer mehr Aufmerksamkeit durch die Siegerweine absorbiert wurde, die man an verschiedenen Tischen suchen gehen musste, um sie dann degustieren zu können.
Alles in allem war der GPVS ein lebendiger Event mit vielen Gewinnerinnen und Gewinnern, einer geduldigen Moderatorin und grossem Networking-Potenzial. Die dominierende Sprache war Französisch, die meisten Sieger entstammten dem Wallis. Mit zwei Kategoriensiegen haben die Deutschschweizer Winzerinnen und Winzer sicher noch Luft nach oben. Eine Teilnahme könnte sich lohnen, schliesslich gibt es in der Schweiz nur eine Weinprämierung dieser Art.
GPVS 2023
Am GPVS 2023 nahmen 432 Produzierende mit 2740 Weinen teil. Die Hauptjury aus 130 Fachleuten vergab 388 Gold- und 471 Silber-Medaillen und kürte die sechs besten Weine pro Kategorie. Eine siebenköpfige Jury bewertete im August die 91 Finalweine und vergab Preise für die besten drei Weine in jeder Kategorie sowie Sonderpreise.
«Weingut des Jahres» wurde dieses Jahr die Kellerei Leukersonne aus dem Oberwallis.
Kommentar von Beat Wyler am 9. November 2023 um 18:07 Uhr
Leider werden zu viele Weine prämiert. 5 % aller Weine, d.h. 100 würden gebügen. Auch nicht klassierte Weine sillten aufgeführt werden, d.h. such die durchgefallenen.