Der Grand Prix du Vin Suisse (GPVS) ist so etwas wie der Gradmesser der Schweizer Weinbranche. Von den 3062 eingereichten Weinen wurden 468 mit Gold und 442 mit Silber ausgezeichnet. 90 Weine wurden für das grosse Finale in Bern nominiert. Fast schon helvetisch gerecht verteilen sich die Kategoriensieger. So gewinnt der grösste Weinkanton, das Wallis, sieben Kategorien, das Waadtland deren drei und die Deutschschweiz ebenfalls drei. Die Drei-Seen-Region errang einen Sieg in der Kategorie Chasselas, der Kanton Fribourg in der Kategorie Gamaret. Damit das Tessin nicht gänzlich leer ausgeht (selbst in der Kategorie Merlot platzierten sich drei Westschweizer Weine vor dem ersten Tessiner), erhält die Cantina Fawino aus Mendrisio den «Prix Découverte» (Entdeckung des Jahres).
Deutschschweizer Highlights
Insgesamt elf Mal erklommen Deutschschweizer Weinmacher das Treppchen, dreimal durften sie gar als Sieger jubeln. Gleichsam ein Heimspielt ist jeweils die Kategorie Riesling-Silvaner/Müller-Thurgau: Hier ging der Preis für einmal in den Kanton Thurgau zum Weingut Engel in Uesslingen (zweiter wurde Weinbau Wetli aus Männedorf und dritter das Weingut von Salis aus dem Kanton Graubünden). Eher überraschend ist der erneute Triumph bei den weissen Assemblagen: Hier holte Beat Felders «J Muscat Sec 2024» vom Weingut Mariazell zum zweiten Mal in Folge die Bestnote. Etwas verdutzt nahm die Moderatorin Mélanie Freymond die Erklärung des ungewöhnlichen Weinnamens entgegen und übersetzte entsprechend holprig ins Französische. Augenscheinlich besass sie zu wenig Fantasie, um Felders Erklärung zu verstehen. Dabei bezieht sich der Name auf den Edelstein Jaspis, der genau die Fantasie anregen soll. Sensationell ist sicher das Abschneiden des Muscaris Strohweins des baselländischen Weinguts Tschäpperli. Er liess die favorisierten Walliser Kreszenzen hinter sich und holte den Kategoriensieg bei den Süssweinen.

Zum zweiten Mal hintereinander gewinnt Beat Felder in der Kategorie Assemblage Weiss. (© O+W)
Dominantes Wallis
Dass der Weinkanton an der Rhone am GPVS eine fast uneinholbare Dominanz besitzt, ist hinlänglich belegt und auch in diesem Jahr bestätigt worden. Der Grund hierfür ist multifaktoriell. Sicher verstehen die Walliser Winzerinnen und Winzer ihr Handwerk, dann gibt es Kategorien, bei denen deren Weine eine Art Monopol zu besitzen scheinen (Syrah, rote Assemblagen und auch beim Chardonnay). Doch es dürfte auch an der Zusammensetzung der Jury liegen. Nachdem die im Wallis domizilierte Vinea als Veranstalterin naheliegenderweise aus dem grossen Potenzial vor ihrer Haustüre schöpft, erstaunt es nicht, dass auch olfaktorische oder gaumentechnische Vorlieben durchdrücken. Es wäre daher spannend, wie sich das Gefüge verschöbe, wenn mehr Deutschschweizer und Tessiner Jurorinnen und Juroren ans Werk gingen. Hier bieten Vinea wie auch das partnerschaftlich verbundene Weinmagazin Vinum Hand für eine Verjüngung.
Weingut des Jahres
Den begehrten Titel «Weingut des Jahres» holte das Walliser Weingut Cave la Romaine, das von Joël Briguet geführt wird. Er und sein Team errangen zuvor schon den Kategoriensieg beim Chardonnay und den dritten Platz beim Merlot. Der Rest war Mathematik: Um Weingut des Jahres zu werden, müssen mindestens fünf Weine in drei Kategorien eingereicht werden. Und diese Weine sollten logischerweise möglichst viele Gold- bzw. Silbermedaillen einheimsen. Ferner sollten mindestens zwei Weine nominiert werden und idealerweise gut abschneiden. Im Fall der Cave la Romaine reichten sechs Weine, um zu gewinnen: Chardonnay (Gold und nominiert), Merlot (Gold und nominert), Heida (Gold), Cornalin (Gold), Assemblage rouge (Gold), Petite Arvine (Silber).
Die Deutschschweizer Podiumsgewinner:
Schaumweine: Blanc de Noir 2020, AOC Zürich, Lüthi Weinbau, Platz 3.
Riesling-Silvaner/Müller-Thurgau:
- Engelwy 2024, AOC Thurgau, Weingut Engel, Platz 1
- AOC Zürichsee, Weinbau Wetli, Platz 2
- Malanser Riesling Silvaner 2024, AOC Graubünden, von Salis, Platz 3
Chardonnay:
- Unter der Linde 2023, AOC Aargau, Weingut zur Linde, Platz 2
- Wannenberg 2024, AOC Aargau, Andreas Meier + Co., Platz 3
Sortenreine Weissweine: Sauvignon blanc Grand cru 2023, AOC Basel-Landschaft, Weingut Jauslin, Platz 2.
Weisse Assemblagen: J Muscat Sec 2024, AOC Luzern, Weinbau Mariazell, Platz 1.
Pinot noir: La Tschuetta 2023, AOC Luzern, Landhof Muracher, Platz 3.
Rote Assemblagen: Octavia 2022, AOC Schaffhausen, GVS Schachenmann, Platz 3.
Weine mit Restzucker: Muscaris Strohwein 2023, AOC Basel-Landschaft, Tschäpperliweine, Platz 1.