Editorial

Herbstlicher Dichtestress

Artikel von:
Markus Matzner
O+W
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 14 / 2023 , S. 3

Liebe Leserin, lieber Leser

Sie kennen sicher neuzeitliche oder antike Abbildungen des herbstlichen Füllhorns. Diesem tatsächlich kuhhornartigen Gebinde aus Korbgeflecht entspringen herrliche Früchte und Gemüse, auch Blumen und Getreidehalme. Umgedeutet stand diese Fülle seit jeher als Symbol fürs Glück, weil die Ernte im jahreszeitlichen Ablauf der Bäuerinnen und Bauern einen entscheidenden Wendepunkt markierte. Von diesem Moment an übernahm der Mensch die Herrschaft über die Produkte, die zuvor schutzlos der Natur ausgeliefert waren. Nun konnte er sie in den «sicheren» Hafen der eigenen Küche, des Kellers oder Lagers verbringen. Da können sie haltbar gemacht, verarbeitet oder gleich verzehrt werden. Einem Erntedankfest steht damit nichts im Weg und seit jeher gehören zur Ernte das lustige und lustvolle Beisammensein, die Ausgelassenheit, das Rauschhafte sowie Musik und Tanz.

Dieses Jahr dürften speziell die Winzerinnen und Winzer noch ein wenig häufiger Stossgebete gen Himmel geschickt haben, um die Ernte heil einzubringen. So war (und ist) die «Wümmet» teilweise extrem mühsam und langwierig. Immer wieder fiel der Vergleich mit dem Jahr 2014, als ebenfalls die Kirschessigfliege wütete. Dieses Jahr haben wir zusätzlich Mehltau, Botrytis, Hagel und Wespen. Kein Wunder, sehnen sich viele nach der Winterruhe.

Und als böte der Herbst nicht schon genug Stress, scheint es das ungeschriebene Gesetz zu geben, wonach zu dieser Jahreszeit zusätzlich viele Veranstaltungen und Events stattfinden, die ebenfalls wichtig und weitreichend sind. Gerade in unseren Bereichen zählt der Grand Prix du Vin Suisse und die DistiSuisse zu den absoluten Highlights. Wir sind stolz, bei beiden Wettbewerben Medienpartner zu sein und freuen uns, Ihnen einige der Highlights schon in dieser Ausgabe präsentieren zu können. Angesichts der vielen Auszeichnungen und Medaillen, die ebenfalls füllhornartig ausgeschüttet wurden, lässt sich der herbstliche Dichtestress wohl weit besser aushalten.

Ihr
Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert