Hofladen: Produkte selbst scannen

Die Corona-Zeit hat den Hofläden neuen Aufschwung gegeben. Direktvermarkter hatten alle Hände voll zu tun und mussten teils sogar neue Mitarbeitende anstellen, um die Hofläden regelmässig mit frischer Ware aufzufüllen. Die Direktvermarktung dürfte an Bedeutung gewinnen. Zeit, sich über die Infrastruktur im Hofladen Gedanken zu machen.


Sabine Wieland
Inforama Oeschberg

Neben der Kühlung der Produkte und der Präsentation der Ware stellt das Bezahlsystem eine Knacknuss im Hofladen dar. Rund die Hälfte der Hofläden sind bedient. Hier braucht es ein Kassensystem. Die Präsenz und Anwesenheit des Verkaufspersonals sorgt für Ordnung und mehr Zahldisziplin. In unbedienten Hofläden vertraut der Landwirt auf die Ehrlichkeit der Kunden. Leider kommt es trotzdem oft zu Diebstahl. Abhilfe können digitale Lösungen schaffen.

 

Diebstahl bei Selbstbedienung

Dass es in Hofläden mit Selbstbedienung oft zu Diebstahl kommt, bestätigt die Studie von Daniela Clemenz und Katja Lüthi («Schweizer Früchte 3/2020»). Gemäss ihrer Umfrage bei 22 Hofladenbesitzern mit Selbstbedienung kommt es bei 27 % der Hofläden mehrmals pro Woche zu Diebstahl. Bei 9 % der Betriebe sogar täglich. 32 % der Betriebe gaben an, dass weniger als einmal pro Woche Ware gestohlen wird. 32 % der Betriebe gaben an, dass nie gestohlen wird oder sie es nicht wissen.

 

Vermehrt werden Kameras installiert

In Thörigen ist seit diesem Jahr ein Videoüberwachungssystem in Betrieb. Überwacht werden der Aussenbereich, der Hofladen und das Innere der Kasse. Mit diesen Kameras kann genau kontrolliert werden, ob für die Ware die korrekten Preise bezahlt werden. Im Einsatz sind professionelle Videokameras von Hikvision. Der Vorteil einer guten Kamera und einer professionellen Software sind die Möglichkeiten der Bewegungserkennung, gute Bildqualität, Infrarot für Nachtaufnahmen und weitere Einstellungsmöglichkeiten.

Mit einer App wie Surveillance Station von Synology können alle Kameras gleichzeitig auf dem Natel oder Computer angezeigt werden. Kostenpunkt ca. Fr. 200.– pro IP-Kamera, inkl. Software. Wo noch ein eigener Netzwerk speicher (NAS) oder ein Netzwerkvideorekorder (NVR) installiert werden soll zur Datenspeicherung oder Datenorganisation, muss mit zusätzlichen Kosten von Fr. 500.– bis 1000.– gerechnet werden. Für die Verbindung der Kameras mit dem NAS fallen zusätzlich Lizenzgebühren an. Welche rechtlichen Vorgaben beim Aufstellen von Überwachungskameras eingehalten werden müssen, kann auf der Homepage www.edoeb.admin.ch (Merkblatt Videoüberwachung durch Private) nachgelesen werden.  

 

 

Weniger Diebstahl dank Kameraüberwachung.

 

 

Einfache Bezahlung mit Twint

Mittels der mobilen Bezahl-App Twint können Kunden einfach bargeldlos bezahlen. Als Hofladenbesitzer muss man sich vorgängig als Geschäftskunde bei Twint registrieren. Die Vorteile sind vielfältig. Es braucht kein Terminal, keine Kasse und das Geld kann nicht gestohlen werden. Pro Transaktion, die über das Twint Zahlungssystem abgewickelt wird, gilt für den Vertragspartner ein fixer Prozentsatz auf dem Transaktionsvolumen von 1.3 %. Somit ist Twint ideal auch für unbediente Verkaufsstellen, vorausgesetzt der Kunde hat die App ebenfalls heruntergeladen.

 

Self-Checkout auch in Hofläden

Was bei Migros und Coop schon lange funktioniert, kann auch im Hofladen funktionieren. Die Kunden scannen die Ware selbstständig oder wählen mittels Touchfunktion auf einem Bildschirm ihre Ware und bezahlen den angezeigten Betrag. Mit einer zusätzlichen Software ergibt sich ein weiterer positiver Nutzen: Der aktuelle Kassenstand kann jederzeit geprüft werden und auf einen Blick wird sichtbar, was bereits verkauft wurde und wieder nachgefüllt werden muss. Ein solches System ist in der Gmüesgarage in Wabern bereits in Betrieb.

Für Hofläden dürfte dabei die Selfcheckout-Kasse mit oder ohne Waage, Scanner und Zahlterminal interessant sein. Die Kasse übergibt den offenen Betrag automatisch an das Terminal. Alle gängigen Karten werden akzeptiert. Der Kartenterminal CCV D200 schlägt mit monatlichen Kosten von Fr. 9.90 zu Buche. Die Hardware wird einmalig gekauft. Für die Software und Zusatzfunktionen wie Buchhaltungsexport, Arbeitszeiterfassung (für bediente Kassen), Rechnungen, Kartenterminalanbindung und Warenbewirtschaftung zahlt man monatlich. Das Startup-Package für Betriebe mit bis zu Fr. 10 000.– Umsatz im Monat kostet monatlich Fr. 49.–, die Anbindung des Kartenterminals Fr. 10.– pro Monat. Eine Kasse mit Touchscreen, Kassenschublade und Drucker kostet einmalig Fr. 1599.–.

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