Toni und Stefan Schürch von der Amstutz Manufaktur AG. (© Amstutz Manufaktur AG)

Interview mit der Brennerei des Jahres

Bei der DistiSuisse 2025 wird erstmals in der Geschichte dieser Prämierung der Titel «Brennerei des Jahres» ausschliesslich an einen einzigen Betrieb verliehen: der Amstutz Manufaktur AG.

Artikel von:
Andrea Caretta
Redaktorin O+W

Um überhaupt für diese Auszeichnung infrage zu kommen, mussten mindestens vier Goldmedaillen in verschiedenen der insgesamt 19 Kategorien sowie ein Sieg in einer Kategorie erreicht werden. Die Amstutz Manufaktur übertraf diese Anforderungen deutlich: Sie holte fünf Goldmedaillen und gleich zwei Kategoriensiege – in den Bereichen Likör sowie Gemüse- und Kartoffelbrand. Zudem erzielte sie unter allen nominierten Brennereien das beste Durchschnittsergebnis ihrer Goldprodukte.

Geführt wird die Amstutz Manufaktur AG von Toni und Stefan Schürch als Teil der Schürch Getränke AG – ein Familienunternehmen, das Tradition und Innovation vereint. In Rothenburg entstehen charaktervolle Brände, Liköre und Spezialitäten.

Das Interview  wurde mit Toni Schürch und René Eberli, verantwortlich für die Produktion, geführt:

Was bedeutet dieser Titel für Sie persönlich und für das Unternehmen?
Uns freut es ausserordentlich, dass wir diesen Titel gewonnen haben. Es ist eine schöne Anerkennung für das, was wir tagtäglich leisten – eine echte Genugtuung. Dieses Dankeschön, das auch von einem breiten Publikum geschätzt wird, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Was, glauben Sie, hat die Jury besonders beeindruckt?
Vielleicht unsere Sortenvielfalt und der Fokus auf sortenreine Spezialitäten.

Wie wichtig sind Wettbewerbe wie die DistiSuisse für die Schweizer Brennerszene?
Sehr wichtig. Einerseits erhält man eine unabhängige, externe Beurteilung, und andererseits eine Rückmeldung von einem breiten Publikum – es zählt also nicht nur die eigene Meinung.

Welche Rolle spielt die Herkunft Ihrer Früchte bei der Qualität Ihrer Brände?
Die Qualität der Früchte ist das A und O. Wenn wir schlechte Früchte übernehmen, kann auch die beste Brennerei nichts mehr herausholen. Mit guten Früchten hingegen kann man in der Produktion noch das gewisse Etwas beitragen, damit ein Top-Produkt entsteht. Die Grundlage für ein gutes Destillat sind immer hervorragende Rohstoffe.

Was unterscheidet Ihre Brennphilosophie von anderen Betrieben?
Wir stellen unsere Produkte schonend her, destillieren langsam und legen grossen Wert auf Qualität. Die Quantität ist dabei zweitrangig.

Welche Trends sehen Sie aktuell bei Konsumentinnen und Konsumenten im Bereich Edelbrände?
Alkoholfreie Produkte sind ein grosses Thema. Zudem stellen wir fest, dass Getränke, die vor dem Essen konsumiert werden, zunehmend gefragt sind. Im Alltag werden Digestifs nach dem Essen nicht mehr so häufig getrunken – ausser in der Ferienzeit.

Wie sehen Sie die Zukunft des Schweizer Brennerhandwerks?
Der Konsum von Destillaten ist rückläufig. Dennoch haben kleinere Brennereien, die konsequent auf hohe Qualität setzen, gute Chancen. Wer mit Leidenschaft und Innovationsgeist arbeitet, kann sich auch künftig erfolgreich positionieren.

Gibt es eine persönliche Geschichte oder ein Produkt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Da gibt es einige: unser Limoncello, der Eierlikör, die Vieille Pomme aus der Berner Rose, der Williams oder Vieux Williams – und natürlich ein guter «Kafi Lutz» oder «Kafi Birreträtsch».

Wie steht die Schweizer Brennerszene im internationalen Vergleich da?
Wir produzieren Destillate von höchster Qualität. Doch manchmal trauen sich Schweizer Brennerinnen und Brenner zu wenig, ihre Produkte aktiv zu vermarkten. Wir stellen Erzeugnisse her, die international absolut ebenbürtig sind – beim Vermarkten hinken wir jedoch etwas hinterher. Wir sollten selbstbewusster auftreten und in der Gastronomie vermehrt Schweizer Produkte anbieten. Wir müssen uns keinesfalls verstecken.

Welche Entwicklungen wünschen Sie sich in Bezug auf die Konsumkultur?
Dass Schweizer Destillate weiterhin in einem gesunden Mass und als Genussmittel geschätzt werden. Es wäre schön, wenn das Bewusstsein für die Qualität und Vielfalt unserer heimischen Produkte erhalten bleibt und gepflegt wird.

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