Das originale Mikroskop von Hermann Müller-Thurgau. (© J. Achermann)

Müller-Thurgau und der Biologische Säureabbau

Hermann Müller-Thurgau ist zwar hauptsächlich durch die Züchtung der Riesling-Silvaner-Rebe bekannt. Während seiner Zeit als Direktor der Versuchsanstalt Wädenswil hat er aber auf zahlreichen Gebieten der Weinforschung bahnbrechende Erkenntnisse erzielt. Ein wichtiges Thema war die Mikrobiologie. Zusammen mit seinen Mitarbeitern im Labor konnten viele Zusammenhänge zwischen den Bakterien im Wein und deren Auswirkungen auf denselben aufgedeckt werden.

Artikel von:
Daniel Pulver
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 16+17 / 2025 , S. 12
Als Hermann Müller-Thurgau 1891 nach Wädenswil kam, steckte der Schweizer Weinbau in einer tiefen Krise. Nach vielen erfolgreichen Jahren folgten zahlreiche Missernten, verursacht durch Mehltau, Hagel, sehr kalte Winter und Spätfröste («Schweizer Weinbau in Bedrängnis»). Die Reblaus spielte nur in wenigen Kantonen eine grössere Rolle. Zusätzlich erschwerten hohe Pflanzenschutzkosten und Konkurrenz durch Bier, Kunstwein und Importweine die Lage. Zwischen 1880 und 1930 brach der Weinbau stark ein und erholte sich erst ab den 1950er-Jahren wieder etwas. Unter diesen schwierigen Bedingungen war es äusserst anspruchsvoll, qualitativ hochwertigen Wein zu produzieren. Häufig mussten die Trauben frühzeitig gelesen werden, um zu verhindern, dass sie am Stock verfaulten. Aus dem oft nur unzureichend ausgereiften Traubengut entstanden Weine mit niedrigem Alkoholgehalt und einem hohen Säureanteil. Nicht selten waren diese Weine zusätzlich fehlerbehaftet, da nicht nur im Rebberg, sondern auch während der Vinifikation zahlreiche Probleme auftraten. Es kam verbreitet zur Bildung von Essigsäure oder unerwünschten Böckseraromen. ...