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Pflanzenschutz im Wandel: Wissenschaft und Praxis im Austausch

Über 80 Fachleute aus Wissenschaft, Landwirtschaft und Politik haben sich kürzlich am Versuchszentrum Laimburg (I) mit den aktuellen Herausforderungen und der Zukunft des Pflanzenschutzes auseinandergesetzt. Es wurden Auswirkungen auf den EU-Raum, mithin auch indirekt für die Schweiz, diskutiert.

Artikel von:
Forschungszentrum Laimburg
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 05 / 2025 , S. 26

Strenger werdende EU-Vorgaben stellen die Landwirtschaft vor grosse Herausforderungen: Die von der Europäischen Kommission angestossenen Initiativen wie der European Green Deal, die Farm-to-Fork-Strategie oder die Chemicals Strategy for Sustainability (CSS) zielen darauf ab, den gesundheitlichen Verbraucherschutz weiter zu erhöhen. Während die Verwendung chemisch-synthetischer Wirkstoffe zunehmend eingeschränkt wird, sind neue Alternativen oft noch nicht in ausreichendem Masse verfügbar.

«Um die Betriebe zu stärken und um unseren Konsumentinnen und Konsumenten nachhaltige Qualitätsprodukte zu gewährleisten, müssen wissenschaftliche Fortschritte genutzt und in die Praxis umgesetzt werden. Entscheidend dafür sind ein kontinuierlicher Wissensaustausch, innovative Lösungsansätze und eine enge Vernetzung mit europäischen Forschungseinrichtungen, wie sie am Versuchszentrum Laimburg aktiv vorangetrieben werden. Denn auch morgen werden wir in Hinblick auf die Ernährungssouveränität in Europa, die angesichts globaler Krisen wieder stark in den Fokus gerückt ist, Pflanzenschutzmittel brauchen», betonte der Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft Luis Walcher. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), betonte die Bedeutung einer unabhängigen, wissenschaftsbasierten Risikobewertung: «Unsere Aufgabe ist es, faktenbasierte Einschätzungen frei von wirtschaftlichen und politischen Einflüssen bereitzustellen. Nur so können wir objektiv bewerten, welche Risiken bestehen und welche Massnahmen erforderlich sind.»

Ein zentrales Thema der Diskussion war der Paradigmenwechsel in der Pflanzenschutzbewertung. Während sich die EU zunehmend an einem gefahrenbasierten Ansatz orientiert, besteht die Notwendigkeit, das reale Risiko zu berücksichtigen. «Es geht nicht nur darum, ob eine Substanz potenziell gefährlich ist, sondern in welcher Dosis und unter welchen Bedingungen sie tatsächlich schädlich wirkt», erklärte Tewes Tralau, Vize-Präsident beim BfR.

Moderne Techniken im Pflanzenschutz

Der Zugang zu Pflanzenschutzmitteln wird durch strengere europäische Regularien immer komplexer, insbesondere im Hinblick auf die Zulassung neuer Wirkstoffe. Die Zulassungsverfahren in der EU zählen zu den strengsten weltweit.

«In Zukunft wird es daher immer wichtiger sein, verschiedene Strategien zu kombinieren, um nachhaltige Lösungen zu finden. Dabei werden biologische Alternativen und moderne Pflanzenschutzmethoden eine grössere Rolle spielen», erklärte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg.

So befasst sich der Fachbereich Pflanzenschutz am Versuchszentrum Laimburg bereits seit einigen Jahren in der angewandten Forschung mit Präzisionsbehandlungen und der biologischen Bekämpfung von Schadorganismen. Es werden Versuche mit entomopathogenen Mikroorganismen durchgeführt, wie zum Beispiel mit Pilzen, die gezielt Schadinsekten befallen. Weitere Forschungsarbeiten befassen sich mit dem Einsatz von Parasitoiden, wie beispielsweise der Samurai-Wespe gegen die Marmorierte Baumwanze, oder mit der Untersuchung von Semiochemikalien, also Stoffen, die der Kommunikation zwischen Organismen dienen. Diese Stoffe, die bereits bei der biologischen Bekämpfung des Apfelwicklers eingesetzt werden, haben ein grosses Potenzial, um das Verhalten der Insekten zu beeinflussen und Schäden im Obst- und Weinbau zu verhindern. Ausserdem wird am Versuchszentrum Laimburg an der Entwicklung resistenter und resilienter Pflanzensorten in der Landwirtschaft geforscht.

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