© Tomek Baginski

Räuschling-Parade am Zürichsee

Auf Einladung des Weinguts Höcklistein (SG) zeigte eine Handvoll Winzerbetriebe, wie sie den Räuschling heutzutage interpretieren.

Artikel von:
O+W
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 10 / 2023 , S. 29

1546 wurde sie erstmals erwähnt. Man nannte sie Drutsch und sie war in Rheinland-Pfalz, im Elsass, in Franken und in der nördlichen Schweiz beheimatet. Wie Jancis Robinson im Buch «Wine grapes» erläutert, stammt der spätere Name Räuschling wahrscheinlich vom Verb «rauschen», weil der Wind charakteristisch durchs Blattwerk rauscht. In der Schweiz nannte man sie auch «Zürirebe». Dem Räuschling erging es jedoch wie dem Elbling: Im Laufe der Jahrhunderte verblasste sein Stern, wohl die Folge seines doch recht säuerlichen Geschmacks, was angesichts der damaligen Erntemengen von weit über 2 kg/m2 verständlich scheint. Zum Glück konnte er sich in der Nordschweiz und namentlich am Zürichsee bis heute halten. Denn die spontane Kreuzung von Guoais blanc x Savagnin überzeugt, was einmal mehr eine überkantonale Degustation aufzeigte.

Nicht nur vom Zürichsee

Auf Einladung des Weinguts Höcklistein kamen Ende Juni vier Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Weingüter nach Rapperswil und präsentierten ihre Interpretationen der alten Sorte. Neben den etablierten Weinen aus dem Haus Schwarzenbach (Meilen) kamen auch Beispiele von Bachmanns aus Stäfa, von Bresson-Strassers aus Uhwiesen und von Patrick Thalmann von der Winzerei «zur Metzg» in Ossingen. Die Stile und Ausprägungen der Weine waren erstaunlich breit. In der Nase variierten sie zwischen zitrusartig-fruchtig bis exotisch, von bananig bis pfirsichartig, eine Konstante war eine mineralische Note. Im Gaumen reichte die Palette von knochentrocken über säuerlich und herb-würzig bis leicht restsüss. Teilweise kamen auch tertiäre Noten aufgrund des Holzausbaus hinzu. Spannend war auch, wie der Räuschling sein Terroir zeigt. Gerade die Höcklistein-Weine hinterliessen eine fast typische Schwefelhölzli-Aromatik in der Nase.

Die zwanzig Weine, die von einem Fachpublikum sowie von Kundinnen und Kunden des Gastgebers verkostet wurden, veranschaulichten eindrücklich das Potenzial dieser Sorte und machten Lust auf eine umfassende Leistungsschau, die es eigentlich schon längst geben sollte.

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