Rückblick Beerentagung 2022

Im Kt. BE fand am 24. Februar zum zweiten Mal die Beerentagung in digitaler Form statt. Die Rückmeldung zu diesem Austragungsformat sind unterschiedlich. Der Zeitgewinn und die Flexibilität werden geschätzt.


Max Kopp
Inforama Oeschberg
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 06 / 2022 , S. 31

Trotz witterungsbedingten Ernteausfällen in unserer Region gestaltete sich der nationale Beerenmarkt im letzten Jahr sehr dynamisch. Die Erntemengen erreichten praktisch bei allen Beerenarten ein mit den Vorjahren vergleichbares Niveau.

Dynamischer Beerenmarkt

Die Erdbeerenerntemengen bewegen sich seit Jahren auf stabilem Niveau im Bereich von 7000 t Inlandproduktion und rund 15 000 bis 17 000 t Importen.

Bei den Himbeeren hat sich die Inlandproduktion seit 2012 verdoppelt, seit 2002 mehr als verdreifacht. Im gleichen Zeitraum haben die Importe um den Faktor 4 bzw. 9 zugenommen. Wurden 2002 noch 1400 t Inland- und Import-Himbeeren vermarktet, waren es 2021 knapp 8000 t.

Das gleiche Bild ist bei den Heidelbeeren zu sehen. Seit 2012 hat sich die Schweizer Heidelbeerproduktion verdoppelt, seit 2004 versechsfacht. Im gleichen Zeitraum stiegen die Importmengen um den Faktor 6 resp. 21. Damals wurden 519 t Inland- und Importheidelbeeren vermarktet, im zurückliegenden Jahr waren es über 9500 t, mit einem Inlandanteil von 6.3 %.

Seit Beginn der professionellen Beerenproduktion in der Schweiz vor mehr als 50 Jahren stellt das eine nie dagewesene Ausdehnung des Marktvolumens dar.

Glorielle – eine spannende sehr frühe Erdbeersorte

André Ançay, Agroscope, präsentierte in seinen Ausführungen Erkenntnisse über Sortenneuheiten. Glorielle, eine Züchtung der Firma Kraege, reift einige Tage vor Clery und Rendezvous (Abb. 1). Sie beeindruckt durch Fruchtfestigkeit und Geschmack. Allerdings liegt der Ertrag tiefer als bei Clery. Aufgrund der etwas weichen Fruchthaut wird das Potenzial der Sorte primär in der Direktvermarktung liegen. 

Bei den remontierenden Erdbeersorten zeigen die Sorten Karima (von Aurorafruit) und Bravura (von Flevo Berry) ein spannendes Ertragspotenzial bei gleichzeitig deutlich geringerer Empfindlichkeit gegenüber Echtem Mehltau. Allerdings wird bei beiden Sorten der geringere Zuckergehalt bzw. der geringere Geschmack negativ erwähnt.

 


 

Abb. 1: Glorielle  – sehr früh reifende Erdbeersorte. (© A. Ançay, Agroscope)

 

 

Clarita – Herbsthimbeere mit Sommerernte

Mit der Sorte Clarita wurde in Conthey eine Herbsthimbeersorte Mitte bis Ende März gepflanzt für eine Sommerernte (Abb. 2). Dabei fällt das hohe Ertragspotenzial, die gute Fruchtgrösse (5.6 g/Frucht), verbunden mit einer guten Fruchtfestigkeit und Haltbarkeit auf. Der Geschmack wird als mittelmässig beurteilt.

 

Abb. 2: Clarita – ertragreiche und grossfruchtige Himbeersorte. (© A. Ançay, Agroscope)

 

Potenzial von Bio-Beeren

Der Kanton Bern setzt sich dafür ein, dass im Rahmen der Bio-Offensive 2025 die Bio-Produktion im Rahmen der Absatzmöglichkeiten gefördert wird. Einseitige Flächenziele werden als nicht taugliches Fördermittel erachtet.

Daher ist eine Ausdehnung von Bio-Beerenflächen dort zu empfehlen, wo die Absatzkanäle aktiv erschlossen werden können und die Nachfrage mittelfristig gesichert ist. Es zeigt sich, dass sich Bio-Beeren in urbanen Gebieten, namentlich in der Direktvermarktung einer grossen Nachfrage erfreuen. Allerdings scheint es ein Bedürfnis zu sein, dass Bio-Beeren über einen möglichst langen Zeitraum während der Vegetation erhältlich sind. 

Bio-Terminkultur mit Erdbeer-Tray­pflanzen und Himbeer-longcane

Das bedeutet, dass im Bereich der Frühproduktion und nach der eigentlichen Bio-Erdbeersaison noch Nachfrage besteht. Für die Produktion ist diese Anbaumethode allerdings mit deutlich höheren Risiken (Frost, Thrips, Echter Mehltau, Spinnmilben und Kirschessigfliegen) verbunden. Zudem kommen für diese Angebotsfenster häufig alternative Jungpflanzen zum Einsatz, wie zum Beispiel Tray-Pflanzen bei Erdbeeren bzw. longcane Himbeerjungpflanzen für Terminkulturen. Dieses Pflanzmaterial in Bio-Qualität steht erst in beschränktem Umfang in der erforderlichen Qualität zur Verfügung und ist deutlich kostspieliger in der Beschaffung. Um die erhöhten Witterungsrisiken auszugleichen, werden diese intensiven Kulturen vorteilhaft unter Witterungsschutz kultiviert, meist in Kombination mit Insektenschutznetzen. Der Anbau wird professioneller und intensiver, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Produktionskosten.

Die Verfügbarkeit von leistungsfähigen Bio-Jungpflanzen konnte in den zurückliegenden Jahren deutlich gesteigert werden. Allerdings stellt die Pflanzung von longcane Himbeerjungpflanzen in den gewachsenen Boden hohe Anforderungen an die Kulturführung, insbesondere während der anspruchsvollen Anwachsphase.

Bio-Tafel- und Industrie-Beeren

Was bei Bio-Beeren seit jeher eine attraktive Alternative darstellt, ist die Vermarktung als Bio-Industriebeeren. Die Marktnachfrage nach Schweizer Bio-Früchten ist steigend. Allerdings ist auch in diesem Bereich eine Produktion nur in Absprache mit dem Abnehmer zu realisieren. Für zahlreiche Bio-Beerenbetriebe kann ein interessanter Mischpreis aus Tafel- und Industrieware realisiert werden.

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