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Die Geisenheimer Urrebe.

Sortenentwicklung der Müller-Thurgau-Rebe: Rückblick, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Die Müller-Thurgau-Rebe ist eine vergleichsweise junge Rebzüchtung. Aus diesem Grund ist es essenziell, sie klonspezifisch zu verbessern. Wie Forschende aus Geisenheim (D) zeigen, sind ihr da bedauerlicherweise enge Grenzen gesetzt.

Artikel von:
Timo Strack
Institut für Pflanzenzüchtung, Hochschule Geisenheim University
Bettina Lindner, Isa Straub, Kai P. Voss-Fels
Institut für Pflanzenzüchtung, Hochschule Geisenheim University
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 10/11 / 2025 , S. 30
Die Müller-Thurgau-Rebe (Geisenheimer Urrebe, Einstiegsbild), die seit 1956 in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) zugelassen ist, avancierte innerhalb weniger Jahrzehnte zur wirtschaftlich bedeutendsten Rebsorte in vielen nördlichen Weinbaugebieten. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands überholte sie sogar den Weissen Riesling als meistangebaute Sorte in der BRD – nicht zuletzt, weil sie in der DDR bisweilen die Hälfte des Sortenspiegels ausmachte. Dank ihrer geringen Ansprüche an die Lage, der frühen Reife und hohen Erträge fand sie darüber hinaus auch in Südtirol, Luxemburg, in der Schweiz sowie in England, Tschechien, Ungarn, Neuseeland und sogar in Japan breite Akzeptanz.

Klare Zuchtziele

Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts lagen die Zuchtziele für Ertragsrebsorten vornehmlich auf Ertragskomponenten wie z. B. Blühfestigkeit und Blütenansatz. Aufgrund kühlerer Anbaubedingungen waren zudem eine frühe Reife und günstige vegetative Eigenschaften gefragt. Die Sorte Müller-Thurgau erfüllte neben diesen Kriterien auch die Erwartungen an eine feinwürzige und fruchtige Aromatik sowie geringe bis mittlere Lageansprüche. ...