© A. Mettler

Tresterstöckli vom Zugersee

Das Herstellen von sogenannten «Tresterstöckli» war früher weit verbreitet. Die Brennereien trockneten die Brennabfälle und stellten Tresterstöckli zum Beheizen der Häuser her. Peter Hürlimann von der Brennerei Eichhof im zugerischen Walchwil dürfte einer der letzten Brenner sein, der dieses Handwerk heute noch pflegt.

Artikel von:
Augustin Mettler
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 04 / 2023 , S. 32

Tiefe Steuern, Bitcoin-Innovationszentrum und internationaler Rohstoffmarktplatz. Dies sind die Themen, die heutzutage mit Zug in Verbindung gebracht werden. Zug hat aber auch durchaus eine andere, traditionsbewusste und genussorientierte Seite. In Walchwil am Zugersee zum Beispiel. Hier auf dem «Eichhof» in unmittelbarer Dorfnähe leben Nicole und Peter Hürlimann mit ihren drei Kindern. Sie führen einen Landwirtschaftsbetrieb mit Brennerei und Hofladen. Peter ist hier aufgewachsen. Schon sein Urgrossvater, Anton Hürlimann, hat hier gebrannt. Damals schon gehörten zum Hof zahlreiche Kirsch-, Zwetschgen-, Birnen- und Apfelbäume. Daran hat sich nichts geändert. Heute stellt die Familie Hürlimann – mittlerweile in der vierten Generation – im gleichen Brennkessel mit viel Liebe und Sorgfalt verschiedene Fruchtdestillate her (Titelbild). Dank des milden Klimas an der «Zuger Riviera» wachsen die Rohstoffe hier besonders gut. Und so entstehen ausgezeichnete Destillate. Wie zum Beispiel der letztjährige Williams der Familie Hürlimann, der es an der DistiSuisse-Prämierung zum Kategoriensieger geschafft hat.

Alte Tradition

Das Herstellen von Tresterstöckli ist eine Tradition, die im Eichhof weitergeführt wird. Früher hat man damit ganze Häuser beheizt und fast jeder Bauer mit Brennerei produzierte seine eigenen Stöckli. Bei Hürlimanns kommt dieses traditionelle und altbewährte Heizmaterial beim Schnapsbrennen zum Einsatz. Zuerst heizt man mit Laubholz den Brennofen auf. Erst wenn die Hitze erreicht ist, wirft man die Tresterstöckli ins Feuer. Sie enthalten Pressrückstände vom Brennen, Sägemehl und Steine von Kirschen und Zwetschgen. Diese Obststeine geben beim Verbrennen viel Hitze ab. Um die Tresterstöckli herzustellen, sammelt Peter Hürlimann nach dem Brennen die Maische ein und lässt diese in einer Grube etwa sechs Monate austrocknen. In die trockene Masse wird zusätzlich Sägemehl gemischt, damit es noch kompakter wird. Anschliessend wird die ganze Masse durch eine Maschine gepresst. Diese kommt am anderen Ende wurstförmig wieder heraus. Danach wird diese Tresterwurst in gleiche Stücke geschnitten und draussen im Gestell schön gegliedert aufgestellt (Abb.). In der Mitte haben alle Tresterstöckli ein Loch, damit diese auf dem Gestell gut trocknen können. Pro Jahr verarbeitet die Familie Hürlimann zwischen fünf und zwanzig Tonnen Trester, je nachdem wie gut die Ernte im Sommer war.

 

Abb.: Fast vergessenes Handwerk: Die Herstellung von Tresterstöckli. (© A. Mettler)

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