Liebe Leserin, lieber Leser
Brennerinnen und Brenner sind herzlich. Das erlebe ich immer wieder, wenn ich sie in ihren Brennereien besuche, an der Brennerei-Tagung teilnehme oder bei der Verkostung für die DistiSuisse-Prämierung mit ihnen zusammenarbeite. Mit Schalk und Freundlichkeit öffnen sie die Tore ihrer Brennereien und erklären geduldig – wohl zum x-ten Mal – das Geheimnis der Destillation. Gäste aus dem In- und Ausland kommen zum Treberwurstessen und zur Marc-Degustation. Dabei mag die eine Brennerin oder der andere Brenner auf den ersten Blick etwas brummig wirken, doch das Gegenteil ist der Fall: Sobald das Gespräch seinen Lauf nimmt, sind sie offen und kommunikativ.
Sie erzählen, dass die Klaren, wie Kirsch oder Zwetschgen, nicht mehr so gut getrunken werden. Von der Generation Z schon gar nicht, aber auch die Skihütten sind nicht mehr berstend voll mit durstigen Kafi-Schnaps-Trinkenden. Ein neuer Weg muss wohl eingeschlagen werden. Das Steuergesetz bereitet ihnen ebenfalls Sorgen. Da Brennereien je nach Kanton und spezifischer Betriebsstruktur als «gewerblich» gelten und nicht wie Wein- und Bierproduzenten als landwirtschaftliche Betriebe deklariert sind, unterliegen sie zahlreichen strengen bis hin zu absurden Regelungen. Auch der Bund unterstützt zwar die Weinbranche, aber das Handwerk der Destillation nicht. Gleichzeitig finden sich immer mehr Produkte aus dem Ausland in den Regalen der Grossanbieter. Dennoch: Herzlich und gesprächig bleiben die Brennerinnen und Brenner trotzdem. Das lassen sie sich nicht nehmen.
In der vorliegenden Ausgabe finden Sie einen Überblick über die Brennerei-Tagung von Agroscope, Infos über die digitale Fasslagerung, Details zu Kostenberechnungen sowie ein Porträt des Winzerin-Brenner-Ehepaars Carina und Reto Lipp aus Maienfeld.
Ihre
Andrea Caretta
Redaktorin Obst+Wein
