Weinlese 2025
Für die Schweiz zeichnet sich 2025 ein erfreulicheres Weinbaujahr ab, nachdem die Erträge zuletzt stark geschwankt hatten. Weltweit hingegen bleibt die Lage angespannt.
Die Schweizer Weinproduktion ist nach wie vor von erheblichen jährlichen Schwankungen geprägt. Nach dem aussergewöhnlich schwachen Jahr 2024 rechnen Fachstellen für 2025 mit einer deutlichen Erholung. Die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) geht derzeit von einer Zunahme der Schweizer Erntemenge um nahezu 30 Prozent aus. In den kantonalen Rückmeldungen, die beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eingehen, zeigen sich jedoch zurückhaltendere Einschätzungen: Viele Regionen melden kleinere Mengen als ursprünglich angenommen. Belastbare nationale Zahlen werden erst Ende Januar erwartet.
Wetterkapriolen in der Deutschschweiz
Die Weinlese 2025 in der Deutschschweiz war geprägt von einem früh gestarteten Vegetationsjahr, das durch einen milden Winter und einen warmen Frühling zu einem sehr frühen Austrieb führte. Frostschäden blieben weitgehend aus, und bis Mitte Juli herrschten nahezu ideale Bedingungen für Blüte, Befruchtung und Wachstum, vergleichbar mit den Spitzenjahren 2018 und 2022. Der Sommer verlief hingegen wechselhaft: Hitzeperioden wechselten sich mit intensiven Niederschlägen ab, punktuell ergänzt durch Hagelschäden. Die milde erste Jahreshälfte begünstigte zudem eine starke Wespenpopulation. Ab Ende August führten Starkregenereignisse in mehreren Regionen zu Haarrissen und aufgeplatzten Beeren, was den Befall durch Kirschessigfliege, Botrytis und andere Fäulniserreger begünstigte und die Lese in vielen Kantonen erheblich erschwerte. Entsprechend war der Sönderungsaufwand hoch. Trotz hoher Arbeitsbelastung während der Ernte sprechen die Fachstellen von einem «guten Weinjahr», dessen Jungweine ein hohes Potenzial erwarten lassen.
Erntemenge in der Deutschschweiz
Die Erntemengen lagen in den meisten Kantonen im Bereich des 10-Jahres-Durchschnitts (Tab. 1). Schaffhausen, Thurgau und Zürich erreichten durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Mengen, während Graubünden und die Region Basel/Solothurn aufgrund der Niederschläge im Spätsommer Ertragsrückgänge verzeichneten. In St. Gallen, der Zentralschweiz und Liechtenstein fiel die Ernte dagegen klar ertragreicher aus als 2024 (Tab. 2+3). Die Mostgewichte blieben in vielen Regionen leicht unter den langjährigen Mittelwerten, was auf die spät einsetzenden, starken Niederschläge zurückzuführen ist. Die kühlen Nächte im September führten jedoch zu einer ausgeprägten Aromatik, sodass die Jungweine insgesamt als vielversprechend beurteilt werden.

Tab. 1: Gesamternte 2025 verglichen mit der Gesamtmenge des 10-Jahres-Durschnitts pro Kanton in kg. (*Anstelle von Müller-Thurgau ist Chasselas die weisse Hauptsorte)

Tab. 2: Erntemengen Müller-Thurgau 2025 verglichen mit dem 10-Jahres-Durchschnittsertrag derselben Sorte pro Kanton. (*Anstelle von Müller-Thurgau ist Chasselas die weisse Hauptsorte)

Tab. 3: Erntemengen Blauburgunder 2025 verglichen mit dem 10-Jahres-Durchschnittsertrag derselben Sorte pro Kanton.
Weltweit zweitniedrigste Ernte seit über 60 Jahren
Während sich die Situation in der Schweiz stabilisieren konnte, bleibt das globale Bild angespannt. Nach OIV-Prognosen dürfte die Weltweinproduktion im Jahr 2025 bei rund 232 Millionen Hektolitern liegen. Das entspricht zwar einem leichten Plus gegenüber dem historisch schlechten Jahr 2024, liegt aber weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Es wäre die zweitniedrigste Erntemenge seit den frühen 1960er-Jahren und rund 40 Prozent geringer als im Spitzenjahr 1979.
Extreme Witterung
Die OIV führt diese Entwicklung primär auf eine Häufung extremer Wetterereignisse zurück. Die Auswirkungen unterscheiden sich regional stark, doch die Organisation spricht von der «dritten aussergewöhnlich niedrigen Welternte in Folge». Eine Situation, die es seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Gleichzeitig wird es zunehmend schwieriger, verlässliche Produktionsprognosen zu erstellen.
Rückgang der Rebflächen
Neben der Witterung wirken sich strukturelle Veränderungen auf das Angebot aus. Da der Weinkonsum seit Jahren rückläufig ist – vor allem bei jüngeren Generationen – haben mehrere grosse Weinländer ihre Rebflächen reduziert. In Frankreich, Spanien und Portugal wurden nennenswerte Areale aus der Produktion genommen, um Marktüberschüsse zu verhindern. Insgesamt sind die weltweiten Weinbauflächen in den letzten 20 Jahren um rund 10 Prozent geschrumpft.
Die Schweiz im internationalen Vergleich
Im globalen Ranking liegt die Schweiz trotz ihrer begrenzten Fläche auf Platz 21, wobei sich bedeutende Produktionsregionen sowohl in der Romandie als auch in der Deutschschweiz finden. An der Weltspitze steht Italien, das nach wetterbedingten Einbussen wieder seine gewohnte Stärke erreicht hat, gefolgt von Frankreich, Spanien und den USA. Man gehe davon aus, dass der globale Weinmarkt trotz regionaler Unterschiede weitgehend ausgeglichen bleiben dürfte, «da das begrenzte Produktionswachstum dazu beitragen wird, die Lagerbestände vor dem Hintergrund einer nachlassenden Nachfrage und anhaltender Handelsunsicherheiten zu stabilisieren», so die OIV.