Mit dem heutigen 2. Februar, der als Lichtmess bezeichnet wird, wechselt der Winter in seine zweite Hälfte. Die Lichtmess ist auch eigentlich das letzte Weihnachtsfest, welches aus der christlichen Zahl von 40 Tagen nach Weihnachten errechnet wird. Lichtmess steht ebenfalls in einem direkten Zusammenhang mit den weiteren vierteiligen Jahreszeiten als keltisches Jahreskreisfest. Ähnliche Bedeutungen haben auch die Walpurgisnacht auf den 1. Mai, der 1. August und der 1. November als Allerheiligen, bei denen jeweils Licht und Feuer eine bestimmte Rolle spielen. Entsprechend gilt der 2. Februar auch in der Landwirtschaft als wichtiger Lostag. Er war früher für Knechte und Mägde sehr von Bedeutung, da vielfach ihre neuen Arbeitsverhältnisse begannen. Nicht umsonst hiess es: «An Lichtmess fängt der Bauersmann – neu mit der Jahres Arbeit an.»
Rund um den 2. Februar gibt es aber auch einige Regeln: So sollten die Futtervorräte für das Vieh erst zur Hälfte aufgebraucht sein, weil es nochmals gleichlang dauern kann, bis wieder das neu nachwachsende Futter für das Vieh genutzt werden kann. Dies unterstreicht auch die Regel: «Behalte Heu für das Pferd, wenn der Februar trocken und warm ist.» Doch auch bezüglich der häuslichen Selbstversorgung sollten die Speisekammern mit Mehl, Zucker, Öl sowie Fleischkonserven (Speck, Schinken, geräucherte Würste etc.) und der Keller mit Lagergemüse und Obst noch halb gefüllt sein, damit es bis in den späteren Frühling reicht, wo im Garten das erste neue Gemüse geerntet werden kann.
Viele Wetterregeln
Entsprechend der Bedeutung als Lostag gibt es für den 2. Februar und somit den Tag der Lichtmess unzählige Wetterregeln, welche Deutungen für die weitere Witterung, Vegetationsentwicklung und Ernteaussichten zeigen:
- «Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird’s ein langer Winter sein.»
- «Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee.»
- «Weisse Lichtmess, grüne Ostern.»
- «Der Lichtmess-Sonnenschein, bringt grossen Schnee herein.»
- «Schneit zu Lichtmess die Sonne heiss, gibt’s noch sehr viel Schnee und Eis.»
- «Ist’s zu Lichtmess licht, geht der Winter nicht. Lichtmess trüb, ist dem Bauer lieb.»
- «Liechtmäss dunkel, macht der Bur zum Junker.»
2020 war ein Volltreffer
Es stellt sich immer wieder die Frage, wie diese Wetterregeln zustande kamen und vor allem, ob sie auch stimmen. «Ist’s an Lichtmess licht, geht der Winter nicht» oder «Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit», heisst es wetterbezogen für diesen Lostag im Februar. Eine Regel aus Hallau, die 1972 festgehalten wurde, lautet: „Lichtmess im Schnee – Palmsonntag im Klee“. Entsprechend senden die Witterungsverhältnisse an diesem Tag gewisse Signale für das kommende Oster- und auch Frühlingswetter. In zusätzlicher Kombination mit weiteren Tagen wurden Voraussagen für die bevorstehende Ernte gemacht. Wer einen raschen Frühling will, muss an Lichtmess einen hochwinterlichen Tag ohne Sonne, mit Schneefall oder Niederschlägen und Kälte erleben. Mit Blick auf die Region Schaffhausen darf man rückblickend auf 2020 feststellen, dass die Lostagvorhersagen fast vollständig eingetroffen sind und somit die Wetterregel ein Volltreffer war. An Lichtmess wie am Tag zuvor und danach verzeichnete man an der Wetterstation Schaffhausen sowie in Hallau regnerisches Wetter mit 5.1 bis 19.9 mm Niederschlag. Zugleich wurden Temperaturen von 7.0 bis 10.5° C respektive 11.7 bis 13.3° C verzeichnet. Am 2. Februar war es bedeckt, nur am 1. Februar zeigte sich die Sonne. Es herrschten windige Verhältnisse.
Demgegenüber stehen die Ostern von Karfreitag 10. bis Ostersonntag 12. April: Die Vegetation war weit fortgeschritten und man verzeichnete angenehme Temperaturen. Die Sonne zeigte sich während 520 bis 694 Minuten in Schaffhausen sowie gar 593 bis 724 Minuten in Hallau.
Auch der Frühling setzte mit dem Vegetationsstart früh ein, und man registrierte bereits Ende März einen beachtlichen Vegetationsvorsprung. Wenn man auch die Regeln des sogenannten «Siebenschläfertags» (29. Juni – so, wie das Wetter an diesem Tag ist, so bleibt es sieben Wochen lang) miteinbezieht, kann ebenfalls von einem Volltreffer gesprochen werden. Der 29. Juni war durchaus mit 307 Minuten gut besonnt und es wurden fast 30° C verzeichnet. Wie sich später zeigte, haben sich die Wetterzeichen bewahrheitet, es konnte nicht nur eine gute Getreide- und Futterernte eingebracht werden, sondern auch eine gute Obsternte. Im Weinbau war zwar die Erntemenge klein, aber dafür von hoher Qualität.
An Lichtmess sollte noch die Hälfte der Futtervorräte für das Vieh vorhanden sein, damit diese bis zum Winterende reichen.
Deutung für den diesjährigen 2. Februar 2021
Am Standort Benken waren die Wetterverhältnisse wie folgt: Westwind am Vormittag ohne Niederschläge, teilweise sonnige Abschnitte, gegen Abend trat Regen auf. Generell galten eher mildere Temperaturen. Was die Vegetation betrifft, waren aufgrund des kalten Januars noch keine vegetativen Merkmale wie Schneeglöcklein oder sattgrüne Wiesen zu sehen.
Folgende Wetterregeln treffen zu:
- «Scheint an Lichtmess die Sonne heiss, kommt noch viel Schnee und Eis.» – Der tendenziell schöne Vormittag könnte darauf hinweisen, dass es nochmals kalt und winterlich wird.
- «Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee.» – Da es am 02. Februar vielerorts wieder grün war, ist im April typisches Aprilwetter mit Schneeschauern möglich.
- «Scheint an Lichtmess die Sonne klar, gibt's Spätfrost und kein fruchtbar Jahr.» – Hier könnte eine Mittelvariante erwartet werden, sodass mit Spätfrösten im Frühling gerechnet werden muss.
- «Lichtmess luter und klar, git es guets Wyjahr.» – Aufgrund dieser Regel würde es ein mittelmässiges Weinjahr geben, da das Wetter zu wenig klar war.
Alle Angaben ohne Gewähr – dafür mit viel Humor! Ganz nach der Wetterregel: «Kräht der Hahn auf dem Mist, so ändert das Wetter oder nicht.»