Ziel der Veranstaltung war, die Potenziale des Wildobsts für die Erhöhung der Kulturpflanzenvielfalt sowie die Verstärkung der Biodiversität in der Agrarlandschaft aufzuzeigen. Die Vielfalt des Wildobsts wurde in drei Themenkomplexen betrachtet: als pflanzengenetische Ressource, die in Genbanken erhalten wird, in Anbau und Produktion sowie als Element in der Kultur- und Agrarlandschaft.In 15 Fachvorträgen wurden von den etwas mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zahlreiche Arten betrachtet, die entweder zum Wildobst oder zu den seltenen Obstarten gehören.
«Einige Wildobst- und seltene Obstarten spielen für die Lebensmittelherstellung frisch oder verarbeitet eine Rolle, wie etwa Sanddorn oder Holunder», erklärt Henryk Flachowsky. Der Leiter der JKI-Obstzüchtung führte aus, dass bestimmte Arten wie etwa die heimische Wildapfelart Malus sylvestris einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Waldökologie leisten. Andere Arten werden zur Garten- und Landschaftsgestaltung genutzt. Wieder anderen käme eine wichtige Rolle in der Züchtung zu.
Erhaltung
Während des Symposiums wurden verschiedene Initiativen vorgestellt, die sich erfolgreich für die Erhaltung von Holzapfel, Holzbirne, Alpen-Johannisbeere, Wacholder, Elsbeere und Speierling in den Ursprungsgebieten befassen. Die Deutsche Genbank Obst versucht mit dem Aufbau eines Wildobstnetzwerks die Erhaltung zu bündeln und zu koordinieren. Der Stand der Aufbauarbeit wurde vom Bundessortenamt vorgestellt, das das Wildobstnetzwerk koordiniert.
Nutzung
Die Intensität der Nutzung ist von Art zu Art sehr unterschiedlich. So werden Holzapfel und Holzbirne fast ausschliesslich im nicht kommerziellen Bereich genutzt. Sanddorn, inzwischen mit rund 600 bis 800 ha angebaut, Aronia und Haselnuss haben in Deutschland eine hohe ökonomische Bedeutung erlangt. Einzelnen Betrieben ist es gelungen, mit diesen Kulturen eine Nische zu besetzen, in der sich attraktive Preise erzielen lassen.
Das gelingt jedoch nur, wenn die Produktion biologisch und mithilfe von modernen Pflanzsystemen und Spezialtechnik erfolgt. Ohne einen hohen Grad an Technisierung ist der Anbau dieser Kulturen unwirtschaftlich. Erschwerend ist, dass bei diesen Arten die starke genetische Einengung sowie die Erweiterung der Anbauflächen dazu geführt haben, dass mehr Schädlinge und Krankheiten auftreten, Stichwort Sanddornsterben und Kirschessigfliege. «Ohne eine gezielte Erweiterung des Genpools durch Sammlungs- und Züchtungsaktivitäten sowie neue Möglichkeiten im Bereich des Pflanzenschutzes und der Anbautechnologie werden diese Kulturen in absehbarer Zeit wieder deutlich an Bedeutung verlieren», benennt Flachowsky eine wichtige Erkenntnis des Symposiums. Neben der Nutzung in klassischen Anbausystemen diskutierten einige Teilnehmende am Rande der Veranstaltung auch Konzepte, die in den Bereich des Agroforst-Systeme hineinspielen.
Die Schweiz war am Symposium durch Peter Enz von Fructus vertreten. Er präsentierte «Wildobst in der Schweiz – ein historischer und aktueller Überblick» (der Artikel wird in der kommenden SZOW-Nummer vom 9. September erscheinen).
Um die unterschiedlichen Interessensgruppen zusammenzubringen und zu vernetzen, den Forschungsbedarf zu koordinieren und um Doppelungen zu vermeiden, sollen weitere Tagungen zum Thema folgen.
Einstiegsbild
Wildapfelart Malus sylvestris. (© zVg)