Manuel Boss, Leiter des Kompetenzbereiches Pflanzen und pflanzliche Produkte bei Agroscope, begrüsste die Anwesenden und eröffnete die Tagung. In seiner Begrüssung hob er die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Produzierenden, Beratung, Obstverband und Agroscope im Forum Kern- und Steinobst und im Breitenhof-Beirat hervor. Diese beiden Formate – das Forum in einem generelleren Rahmen und der Beirat spezifisch auf den Breitenhof bezogen – dienen als Plattformen für die Sammlung und Priorisierung von Praxisanliegen. Besonders betonte er zudem, wie unverzichtbar der persönliche Austausch vor Ort ist – trotz der zunehmenden Bedeutung digitaler Kommunikation. Der direkte Austausch, die Diskussionen und praxisnahe Einblicke im Feld würden nach wie vor unersetzbar bleiben, wie Boss in seiner Ansprsache betonte
Weiter begrüsste Stefan Ritter, Präsident des Baselbieter Obstverbands, die Anwesenden. Er betonte die Wichtigkeit des Steinobstzentrums Breitenhof für die Praxis und gab einen Einblick in die Themen, die die Baselbieter Produzierenden und den Verband aktuell beschäftigen. Neben der gerade anstehenden Ernteschätzung, die dank einem leicht geringeren Behang und einer voraussichtlich guten Erntestaffelung im Vergleich zum Vorjahr auf weniger Vermarktungsturbulenzen hoffen lässt, verfolgt der Baselbieter Verband auch diese Saison die eingeschlagene Strategie zur verstärkten Öffentlichkeitsarbeit weiter. So soll die lokale Sichtbarkeit des Baselbieter Steinobsts gefördert und der Absatz gestärkt werden.
Kirschen vor Pseudomonas schützen
Auf dem Rundgang wurde den Besuchenden an drei Posten Fachinputs vermittelt. Anita Schöneberg (Agroscope) stellte einen Versuch des Breitenhof-Beirats zu
Pseudomonas bei Kirschen vor. Da die direkte Bekämpfung der Bakterienkrankheit mit Pflanzenschutzmitteln sehr schwierig ist, kommt der Prävention eine entscheidende Rolle zu. Während Infektionen von Blüten und jungen Blättern im Frühjahr zwar ebenfalls möglich sind, resultiert das Hauptproblem aus Infektionen im Herbst und Winter über Blattnarben und Rindenverletzungen (Frost- und Wachstumsrisse). Es wird empfohlen, feuchte und frostgefährdete Standorte zu meiden und eine vorbeugende Strategie zu verfolgen, die resistente Sorten und Unterlagen, eine ausgeglichene Versorgung mit Wasser und Nährstoffen und einen Pflegeschnitt bei trockener Witterung im Sommer nach der Ernte oder im Frühjahr kurz vor der Blüte kombiniert. Der letzte Punkt ist zentral, weil die Wundheilung während der Vegetationsperiode schneller erfolgt, weniger Bakterien vorhanden sind und somit die Infektionsgefahr geringer ist. Bei der Pflanzung können die Stämme junger Bäume geweisselt werden, der kupferhaltige Schutzanstrich reduziert Infektionen durch Frostrisse und wirkt desinfizierend.

Zusätzlich zu den mündlichen Ausführungen auf dem Betriebsrundgang: Infos auf Papier.
(© Agroscope)
Mechanisierungsmöglichkeiten von Zwetschgenausdünnung und -ernte
Andreas Klöppel (Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg) und Franco Weibel (bis 2024 Ebenrain-Zentrum) zeigten Möglichkeiten zur weiteren Mechanisierung in der Zwetschgenausdünnung und -ernte auf. Mit einem Rechenbeispiel zur mechanischen Zwetschgenernte verdeutlichte Andreas Klöppel die Wichtigkeit der Erntekosten für die
Wirtschaftlichkeit des Zwetschgenanbaus. Moderne Erntemaschinen, die im Kernobst schon eine gewisse Verbreitung und damit auch technische Reife erlangt haben, können mit den entsprechenden Modifikationen die Ernteleistung auch in den Zwetschgen markant steigern. Wichtige Voraussetzung für das Ausschöpfen des technischen Potenzials ist eine entsprechend angepasste Baumform. Nur in zweidimensionalen Fruchtwandsystemen können Erntemaschinen effizient eingesetzt werden. Aufgrund des massiven Einflusses auf den Produktionspreis liegt für einen längerfristig wirtschaftlichen Zwetschgenanbau in diesen technischen Entwicklungen grosses Potenzial.Franco Weibel stellte erste Ergebnisse aus dem Forumsprojekt (Zusammenarbeit zwischen Agroscope, FiBL und Ebenrain) zum
Ausdünngerät Ericius 3000 vor. Dank des mit Glasfaserstäben besetzten Rotors können Jungfrüchte zu einem relativ späten Zeitpunkt laubschonend ausgedünnt werden. Die arbeitsintensive Handausdünnung lässt sich somit zu einem guten Teil mechanisieren. Die ersten Versuchsergebnisse waren durchaus vielversprechend, die Versuche zur Wirksamkeit und somit zu den Einsatzmöglichkeiten des Ausdünngerätes laufen auch diese Zwetschgensaison weiter.
Neue Gisela-Unterlagen
Moritz Köhle (Agroscope) stellte die neuen Gisela-Unterlagen 12, 13 und 17 vor und präsentierte erste Ertrags- und Kaliberergebnisse im Vergleich zu den Standardunterlagen 5 und 6. Gisela 12 und 13 sind ähnlich bis leicht wüchsiger als Gisela 6, während Gisela 17 deutlich wüchsiger ist. Durch ihre stärkere Wuchskraft und ihre frische Genetik kann diese neue Generation von Gisela-Unterlagen gerade auf Nachbauflächen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des Ertrags- und Qualitätsniveaus leisten. In den kommenden Jahren wird der 2021 gepflanzte Versuch eine wichtige Datengrundlage zur fundierten Leistungseinschätzung dieser drei Unterlagen liefern.
ATO: Ausstellung für Technik und Obst
Zwischen den Posten gab es weitere Inputs zu laufenden Projekten in der Sortenprüfung, in der Entomologie und zum Anbau von Walnüssen. Für alle, die kurz vor einem Fachinfo-Overload standen, bot darauf die Festwirtschaft – auch dieses Jahr liebevoll organisiert durch den Frauenverein Wintersingen – einen gemütlichen Rahmen für kollegialen Austausch. Weitergehende fachliche Diskussionen bei Schnitzelbrot und Most zeigten aber, dass der Themenmix der diesjährigen Tagung durchaus auf reges Interesse stiess. Nach der Verpflegung lockte die ATO mit diversen Geräten und Maschinen. Vorführungen zur mechanischen Unkrautbekämpfung im Baumstreifen, der Lockerung von verdichteten Fahrspuren, einem autonomen Mähroboter oder der Einbau eines Stabilisierungssystems für begrünte Zufahrtswege stiessen auf grosses Interesse beim Fachpublikum.
Ein weiteres Mal bot die Breitenhof-Tagung am Agroscope-Steinobstzentrum interessante Einblicke in laufende Projekte und die Möglichkeit, sich weiterzubilden, auszutauschen und einen entspannten Sonntag in der schönen Hügellandschaft des Baselbiets zu verbringen.
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