Destillate aus alten Apfelsorten – eine Bereicherung

In der Schweiz sind rund 1200 genetisch unterschiedliche Apfelsorten bekannt. Darunter befindet sich eine grosse Zahl an alten, unbekannten oder in Vergessenheit geratenen Sorten. Ihr Potenzial bleibt häufig ungenutzt, obwohl sie ein wichtiger Bestandteil der Sortenvielfalt und Biodiversität im Apfelland Schweiz wären. Innerhalb des Projekts «Nutzung von Obstgenressourcen II» (NUVOG II) von Fructus in Zusammenarbeit mit Agroscope wurden in den letzten drei Jahren 40 alte Apfelsorten zu sortenreinen Destillaten verarbeitet und bewertet.


Autor_Blum Thomas
Thomas Blum
Agroscope Wädenswil

Romano Andreoli, Jonas Inderbitzin und Jakob Schierscher, Agroscope Wädenswil


Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 15 / 2022 , S. 12

Im Zuge der Modernisierung des Obstbaus im späten 19. Jahrhundert wurde die Vielfalt der Apfelsorten in der Schweiz als unübersichtliches «Sortenwirrwarr» betitelt. Mehr und mehr waren Sorten gefragt, die homogene Früchte hervorbrachten, auf den Punkt reif waren und den sich ändernden Qualitätsvorstellungen der Konsumierenden entsprachen. Mitte des 20. Jahrhunderts unterstützte der Staat deshalb mithilfe der schweizerischen und kantonalen Zentralstellen für Obstbau eine umfassende Reorganisation der Obstwirtschaft, die eine flächendeckende Fällaktion nach sich zog. Innerhalb eines Vierteljahrhunderts wurden mehr als die Hälfte der Feldobstbäume sowie gut drei Millionen Hochstammbäume gerodet und durch 6000 Hektar Niederstammkulturen ersetzt (Auderset und Moser 2016).

Durch die wachsenden Qualitätsansprüche der Konsumierenden sowie der damaligen Rodungsaktion sind viele Apfelsorten teilweise in Vergessenheit geraten oder gar verloren gegangen. Dazu beigetragen hat die Untauglichkeit vieler alter Apfelsorten zum Tafelobst, einerseits durch hohe Säure- und Gerbstoffgehalte und andererseits durch die schlechte Lagerfähigkeit. Diese Faktoren sind jedoch bei Destillaten keine Ausschlusskriterien. Deshalb ...