Die Marmorierte Baumwanze im Obstbau

Bis heute fehlen langjährige Erfahrungen zur Regulierung der Marmorierten Baumwanze in der Schweiz. Die Forschung dazu läuft auf Hochtouren. Für 2020 stehen drei Wirkstoffe zur Verfügung.


Barbara Egger
Agroscope, Extension Obstbau (Wädenswil)

Die Bekämpfung von Halyomorpha halys, der Marmorierten Baumwanze, ist schwierig, da die Wanze sehr viele verschiedene Pflanzenarten befällt und sehr mobil ist. Im Obstbau besonders gefährdet sind Birnen- und Pfirsichkulturen, auch Apfelanlagen können geschädigt werden. Für 2020 stehen drei Wirkstoffe per Allgemeinverfügung zur Bekämpfung der Wanze zur Verfügung. Die Wirksamkeit der bewilligten Wirkstoffe (Acetamiprid, Spinetoram und Spinosad) gegen die Marmorierte Baumwanze lässt sich aus Tests im Labor einschätzen. Im Feld wurden sie gegen den Schädling noch nicht überprüft. Aus bisher publizierten Versuchen weiss man, dass die zugelassenen Wirkstoffe nur wirksam sind, wenn die Wanzen direkt getroffen werden. Junge Nymphenstadien sind vermutlich empfindlicher als späte Nymphenstadien und Adulte. 

 

Entwicklungsphasen der Wanze

Die marmorierte Baumwanze legt ihre Eier von Mai bis September ab. Die Hauptablagephasen sind Ende Mai/Anfang Juni und Ende Juli/Anfang August. Diese Phasen und die Entwicklungsdauer können temperaturbedingt schwanken. Ungefähr 20 bis 30 Tage nach dieser Phase sind in der Anlage hauptsächlich junge Nymphen und Adulte zu finden. Adulte sind in der Regel über die gesamte Saison in den Anlagen. Sie sind sehr mobil, können aus Anlagen abwandern, fliegen aber auch ständig wieder ein. Die Weibchen legen ihre Eier durchgehend ab, was dazu führt, dass im Laufe der Saison alle Wanzenstadien gleichzeitig in einer Anlage sind.

 

Marmorierte Baumwanze, Nymphe auf Birne. 

 

Bekämpfung

Für eine gezielte Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln heisst das, dass der Zeitpunkt einer Behandlung so gewählt werden sollte, dass möglichst viele junge Nymphen getroffen werden – also frühestens Mitte/Ende Juni, sobald sich die Wanzeneier aus der ersten grossen Ablegephase zu jungen Nymphen entwickelt haben. Gründliche visuelle Kontrollen und/oder Klopfproben in den Anlagen sind sinnvoll. Trotz dieser Bekämpfung ist vermutlich nicht davon auszugehen, dass ein Schaden vollständig verhindert werden kann, weil einerseits nicht alle Wanzen getroffen werden und andererseits Adulte nach einer Behandlung wieder zuwandern können. Ein früher Schaden durch Adulte, die Früchte in einem sehr frühen Entwicklungsstadium anstechen und Deformationen verursachen, kann so nicht verhindert werden. Der Bekämpfungserfolg kann erhöht werden, indem eine Anlage vollständig eingenetzt wird. Eine Volleinnetzung ist jedoch für viele Anlagen aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll umsetzbar. Keiner der zugelassenen Wirkstoffe ist nützlingsschonend. Beim Einsatzzeitpunkt sollte dieser Umstand mitberücksichtigt werden, denn auch ein exotischer Nützling, der die Eier der Marmorierten Baumwanze parasitiert, breitet sich in der Schweiz aus.

 

Forschung auf Hochtouren

Bis heute fehlen langjährige Erfahrungen zur Regulierung der Marmorierten Baumwanze in der Schweiz. Die Forschung dazu läuft auf Hochtouren. Das FiBL und Agroscope untersuchen verschiedene direkte und indirekte Bekämpfungsmassnahmen, das CABI (Commonwealth Agricultural Bureaux International, mit einem Sitz in Delémont; www.cabi.org) prüft heimische und exotische Parasitoide auf ihr Potential zur Kontrolle der Marmorierten Baumwanze. Langfristig wird vermutlich nur das Zusammenspiel verschiedener Massnahmen die Kulturen nachhaltig schützen.

 

 

Weitere Informationen unter Agroscope – Halyomorpha halys

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